Der entscheidende Schwung des Spiels - Robert Gruber schlug den vierten Pitch seines At-Bats über den Zaun (Foto: Eisenhuth)

Stuttgart (tkd). Um kurz vor zehn am Dienstagabend sah man den Sportdirektor, Michel Gomez-Krämer, vom DBV jubelnd hinter dem Zaun an der dritten Base den Mannschaftsbetreuer abklatschen. Da hatte Robert Gruber gerade den Homerun zum 10:9 für Deutschland über den Zaun befördert. Damit hatte sich seine Vorahnung bestätigt, denn auch beim 5:9-Rückstand war er sich sicher, dass seine Jungs das Spiel gewinnen würden. Die Franzosen hatten der deutschen Nationalmannschaft einen harten Kampf geliefert. Zwar konnte die Equipe Tricolore nur in zwei Innings punkten, aber im fünften Inning musste das Team von Greg Frady acht Runs hinnehmen und lag überraschend zurück. Die folgende Aufholjagd beendete Gruber dann im achten Inning. „Wir wussten vorher, wie wichtig dieser Sieg für uns ist. Wir haben nicht aufgegeben, denn jeder hat daran geglaubt,“ sagte der Rightfielder nach dem Spiel. Feuerwehrmann Nils Hartkopf beendete das Spiel mit vier Strikeouts und sorgte für grenzenlosen Jubel bei den 1.090 Zuschauern in Stuttgart: „Das war genau der Zeitpunkt, zu dem ich gehofft habe, eingesetzt zu werden,” zeigte sich Hartkopf nach dem Spiel selbstbewusst.

Kenji Hagiwara hatte großen Anteil an den insgesamt neun Runs der Franzosen (Foto: Drobny)

Kenji Hagiwara hatte großen Anteil an den insgesamt neun Runs der Franzosen (Foto: Drobny)

Bundestrainer Greg Frady vertraute gegen die Franzosen der Aufstellung aus dem Eröffnungsspiel. Martin Dewald startete auf dem Mound und sah sich schnell mit ersten Problemen konfrontiert. Die ersten beiden französischen Schlagleute kamen auf Base bevor die Deutschen ein Aus erzielen konnten. Zwei Strikeouts später gelang Gaspard Fessy ein satter Hit zu Leftfielder Sascha Lutz. Den ersten Run konnte die Defensive zwar nicht mehr verhindern, aber Simon Gühring blockte den heranrutschenden Florian Peyrichou vor der Homeplate und berührte ihn mit dem Ball zum dritten Aus.

Die deutsche Offensive konnte im ersten Inning noch keine Duftmarke setzen. Gegen Nicolas Dubaut mussten sich die ersten drei deutschen Schlagleute der Reihe nach wieder zurück auf die Bank setzen. Im zweiten Inning hatte auch Dewald seinen Rhythmus gefunden und der Rechtshänder schickte drei Franzosen per Strikeout zurück auf die Bank.

Ludwig Glaser eröffnete den zweiten deutschen Schlagdurchgang mit einem Strich ins Outfield und Gühring folgte ihm mit einem Hit-By-Pitch. Rightfielder Robert Gruber sorgte dann mit einem Schlag an den Outfieldzaun für die erste deutsche Führung. Die Franzosen konnten Schlimmers mit einem Doubleplay auf den hohen Flugball von Edward Martinez verhindern. Klaus Hopfenspergers Flyball ins Outfield im vierten Inning brachte bei besetzten Bases den nächsten deutschen Punkte. Gruber langte dann erneut hin und sammelte seine RBI Nummer drei und vier des Tages zur 5:1-Führung.

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Deutschland am Boden? Frady's Team ließ sich von acht Runs in einem Inning nicht schocken (Foto: Drobny)

Aufgeweckt durch den 4-Punkte-Rückstand erhöhten auch die Franzosen in der Offensive den Druck. Kenji Hagiwara, Boris Marche und Maxime Lefevre verkürzten durch drei Singles in Folge auf 2:5. Peyrichous Schlag ins Leftfield verringerte den Vorsprung der Deutschen auf zwei Punkte. Der dritte Run im Inning beendete Dewalds Arbeitstag nach 88 Würfen und sechs Strikeouts. Regensburgs Philipp Hoffschild kam für ihn ins Spiel. Ein schwer zu verteidigender Ball im Infield bei zwei Aus bedeutete den Ausgleich beim Stand von 5:5. Ein Error von Martinez verlängerte das Inning und die Franzosen nahmen das Geschenk dankend an und gingen mit dem folgenden Hit von Hagiwara in Führung. Catcher Marche sorgte mit seinem Double für die nächsten drei Runs der Franzosen ehe Hoffschild das Inning mit einem Strikeout beenden konnte.

Die Deutschen erholten sich schnell. Dominik Wulfs Schlag – mit Cedric Bassel und Jendrick Speer auf Base – landete nur wenige Zentimeter unterhalb der Homerunbegrenzung. Bassel konnte auf 6:9 verkürzen und Glaser wurde von den Franzosen absichtlich auf Base gelassen. Die Entscheidung der Franzosen erwies sich als Fehler, Gühring sorgte mit seinem Hit für den 8:9-Anschluss. Arold Castillo ersetzte den müde wirkenden Dubaut und beendete das Inning für die Franzosen.

Der letzte Pitch des Spiels - Nils Hartkopf schickte alle vier Franzosen, die er zu Gesicht bekam, mit einem Strikeout auf die Bank (Foto: Eisenhuth)

Bassel besorgte dann auch den 9:9-Ausgleich im sechsten Inning auf einen hohen Ball von Lutz über Gessy im Leftfield der Franzosen. Weiteren Schaden konnte die französische Defensive mit einem weiteren Doubleplay verhindern. Zwei Innings später konnten die Franzosen die deutsche Führung dann nicht mehr verhindern. Gruber, als erster Schlagmann des achten Innings, krönte seine ohnehin schon überragende Leistung mit einem Homerun und sammelte so seinen fünften RBI des Tages. Nun galt es den knappen Vorsprung ins Ziel zu bringen. Nils Hartkopf, der schon ein Inning vorher beim Stand von 9:9 auf den Mound kam, ersetzte Hoffschild nachdem dieser von einem geschlagenen Ball getroffen wurde. Hartkopf ließ den Franzosen keine Chance mehr, alle seine vier Aus holte er sich mit einem Strikeout und löste mit seinem letzten Pitch einen Jubelsturm auf Tribünen und Feld aus.

Frady war nach dem Spiel schon schnell wieder bei der Planung des weiteren Turnierverlaufs: „Tim Henkenjohann wird morgen gegen die Niederlande starten. Mein Team hat großen Respekt vor den Niederlanden, aber nur Respekt und keine Angst. Wir wollen den Fans und freiwilligen Helfern das großartige Spiel liefern, das sie verdient haben.“

Stimmen zum Spiel:

Nils Hartkopf: „Das war genau der Zeitpunkt, zu dem ich gehofft habe, eingesetzt zu werden. Nachdem ja Läufer auf Base standen, konnte ich mir auch keinen Fehler erlauben. Die Unterstützung des Publikums hilft natürlich. Das war heute das beste bisher. Nervös war ich schon ein bisschen, das ist vor allem heimischen Publikum ganz normal.“

Robert Gruber: „Wir hatten ein schlechtes Inning. Aber wir wussten, dass wir wegen eines schlechten Innings nicht verlieren werden. Wir wussten, dass wir kommen zurück und geben nicht auf.”

“Ich habe mir gedacht, wenn er mir noch einen Fastball wirft, dann nehm’ ich ihn mit vollem Schwung.”

“Wir wussten vorher, wie wichtig dieser Sieg für uns ist. Wir haben nicht aufgegeben, denn jeder hat daran geglaubt.“

"WOW" - So lautete die Kurzversion von Greg Frady's Kommentar zum Spiel (Foto: Drobny)

Greg Frady: „Wow.“

„Ich möchte dem französischen Team zu einer guten Leistung gratulieren. Sie spielten ein großartiges Spiel. Beide Teams sind nun eine Runde weiter. Es war wichtig gegen Frankreich zu gewinnen, um die Medaillenchance zu wahren.“

„Das Inning mit den acht Runs war ein Desaster. Aber wir sind mittlerweile so gefestigt, dass wir solche Rückschläge wegstecken können. Wir sind ruhig geblieben und sind zurückgekommen.“

„Es gab heute viele Helden bei uns und es war ein Spiel, das in die deutsche Baseballgeschichte eingehen wird.“

„Martin Dewald sollte 85 bis 90 Pitches werfen, war aber nicht so gut wie gegen die Ukraine. Danach war der Plan, dass Philipp Hoffschild und Nils Hartkopf pitchen. Hoffschild gelang es Stabilität hineinzubringen und Hartkopf zeigte ebenfalls eine großartige Leistung, um das Spiel zu Ende zu bringen.“

„Wenn wir auf einem hohen Niveau spielen wollen, dann muss auch das Pitching diesen hohen Level erreichen. In acht Innings schafften wir das auch.“

„Alles ist möglich. Das Ziel ist es, eine Medaille zu gewinnen. Wir müssen es jetzt nur auf dem Spielfeld umsetzen.“

Frankreichs Trainer, Sylcain Virey, war vom Spiel nicht enttäuscht, dafür aber von der Spielansetzung (Foto: Drobny)

Sylvain Virey: „Wir haben heute gegen ein gutes Team verloren. Sie waren einfach besser als wir. Wir hatten zwar unsere Chancen. Aber ich muss zugeben, dass Deutschland stärker ist als wir.“

„Ich stimme zu, heute ging es schon um eine Medaille. Wir wurden von einem guten Team geschlagen. Es war aber nicht optimal, am Montag in Neuenburg am Abend zu spielen, dann vier Stunden nach Stuttgart fahren, das Hotel zu wechseln und heute zwei Partien zu absolvieren. Ich bin ok damit, dass einige Teams Doubleheader spielen müssen. Aber ich finde es nicht fair, dass wir drei Spiele in 35 Stunden spielen müssen. Ich bin sehr sauer darüber und ich finde, dass hier Frankreich nicht respektiert wurde. Generell bin ich aber mit der Leistung heute zufrieden. Wir haben gegen gute Hitter gekämpft und am Ende leider verloren.“