Die 12. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds in Hannover stand unter dem Motto die Segel richtig bzw. neu zu setzen. Sechs Tage nach der Ablehnung der Hamburger Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 stand die Aufarbeitung im Zentrum der Diskussion.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann arbeitete in Anwesenheit von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, auch selbstkritisch den negativen Ausgang des Referendums auf, kritisierte Bundespolitik, internationale Sportverbände und deutsche Vertreter in diesen Gremien und machte den Standpunkt des Sports gegenüber der Politik in der Frage der Leistungssport-Reform deutlich.

„Dass nach München nun die zweite Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele innerhalb weniger Jahre gescheitert ist, ist mehr als schade. Doch jetzt heißt es den Blick nach vorne richten. Der Deutsche Baseball und Softball Verband wird sich in den von Alfons Hörmann angekündigten Reform-Prozess aktiv einbringen. Denn zu einer liebenswerten Sportlandschaft der Zukunft gehört nun mal auch eine heterogene Sportlandschaft und keine rein kurzfristig medaillenorientierte Monokultur.“, so DBV-Präsident Mirko Heid.

DBV-Präsident Mirko Heid (mi) und die DBV-Vizepräsidenten Jürgen Elsishans (li.) und Christopher Goulet (re.) vertraten den Deutschen Baseball und Softball Verband bei der DOSB-Mitgliederversammlung in Hannover

DBV-Präsident Mirko Heid (mi) und die DBV-Vizepräsidenten Jürgen Elsishans (li.) und Christopher Goulet (re.) vertraten den Deutschen Baseball und Softball Verband bei der DOSB-Mitgliederversammlung in Hannover

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière rief dazu auf den Weg gemeinsam und im engen Schulterschluss mit der Politik zu gehen und sich „nicht in gegenseitigen Vorwürfen zu ergötzen“.

In seiner denkwürdigen Rede nahm Hörmann auch deutlich Kritik an FIFA und IAAF. Hörmann hatte dieses Thema mit deutlicher Kritik insbesondere an den ehemaligen Sportfunktionären Theo Zwanziger und Prof. Helmut Digel verbunden. Er hielt ihnen vor, sie seien ihrer Rolle als führende Repräsentanten des deutschen Sports im Internationalen Fußballbund (FIFA) und im Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) nicht gerecht geworden zu sein. „Wo blieb die Verantwortung derer, die uns in den internationalen Gremien vertreten haben?“, fragte Hörmann.

Besonders attackierte Hörmann die FIFA und deren suspendierten Präsidenten Joseph Blatter. „Es ist nur noch inakzeptabel und beschämend, was in dieser Organisation läuft“, sagte der DOSB-Präsident. „Alleine diese Person und Organisation haben viel Kredit und viel Rückenwind versaut.“ Nach den jüngsten Ereignissen „trauen wir uns selbst kaum noch, uns zu outen, dass wir Sportfunktionäre sind. Das kann nicht unsere gemeinsame Zukunft sein.“

Neben der kritischen Diskussion wurde eine Erklärung zum Thema „Flüchtlinge in Sportdeutschland“ beschlossen. Dabei sprach sich die DOSB-Mitgliederversammlung einstimmig für eine ausgiebige Willkommenskultur aus.

„Der Sport kann hier seine Stärke der Integration voll einbringen. Gleichwohl brauchen wir für diese Aufgaben aber auch die entsprechenden Mittel in Form von langfristigen Bundesprogrammen. Nur so können wir eine Integration nachhaltig unterstützen.“, so DBV-Präsident Mirko Heid.

Denn wenn dies nicht gelänge, „kriegen wir in diesem Land noch ganz andere Probleme“, so de Maizière.

Alfons Hörmann schloss der Veranstaltung mit einer alten Segler-Weisheit: „Es kommt nicht darauf an, aus welcher Richtung der Wind kommt – es kommt darauf an, die Segel richtig zu setzen“.