Am 12. Juli wurde Georg Bull in die Hall of Fame des DBV aufgenommen. Am letzten Wochenende gewann er mit der U15-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Brno den Titel. Im August reist er mit einer DBA-Auswahl zu einem internationalem Turnier nach Japan. Zwischendurch stand er nicht nur im Bases-Loaded-Podcast für ein Interview zur Verfügung, sondern auch der DBV-Redaktion.

GB3Was bedeutet die Aufnahme in die Hall of Fame für dich persönlich?

Ich habe mich darüber gefreut, dass meine Karriere im Baseball sowohl als Spieler und Trainer oder auch als Unternehmer mit der Baseballworld Strausberg GmbH oder eben für die Deutsche Baseball Akademie dem neuen Vorstand des DBV einer Ehrung würdig erschien.

Wenn du auf deine bisherige Karriere zurückblickst, welche Highlights würdest du nennen als Spieler, als Trainer in der Baseball-Bundesliga und nun als Leiter der DBA bzw. Headcoach der Jugend-NM?

Als Spieler gibt es eine Menge Spiele, Turniere oder auch ganze Saisons an die ich mich gerne erinnere, z.B. die verschiedenen deutschen Meisterschaften sei es in der Bundesliga oder auch in der German American League/Tele 5 Liga. Aber weit vorne auch meine Titel in Südafrika oder überhaupt die Tatsache, dass Baseball mich in die Welt geführt hat. Ich habe sowohl in Santo Domingo wie auch in Capetown gute Business Kontakte und Freundschaften fürs Leben geknüpft.

Ich erinnere mich auch immer wieder an meinen allerersten Homerun mit einem roten Alu-Schläger über den Zaun als 12-Jähriger beim internationalen Schülerturnier der Amsterdam Pirates als wir gegen die besten Holländer und Amerikaner gewonnen haben. Es gab so viele schöne Momente in meiner Baseball Karriere, so dass das jetzt den Rahmen sprengen würde, alle aufzuzählen.

Als DBA Coach war es für mich z.B. letzten Sommer in Mexiko auf der Jugend WM ein Highlight wie wir nach den Siegen gegen Italien, Australien, Südafrika und Neuseeland oder auch nach dem Spiel gegen Japan, das wir zwar 5:7 verloren hatten, aber mehr Hits vorweisen konnten als die Nummer 1 der Weltrangliste von Presse, Fans, Funktionären und Gegnern als ernst zu nehmendes Baseballland mit Respekt und Anerkennung behandelt wurden. Das war ein ziemlich befriedigendes Gefühl.

Du kommst aus Mannheim und wurdest dort auch in die Hall of Fame aufgenommen. Welche Erinnerung verbindest du mit den Tornados und dem Mannheimer Baseball?

Die Tornados waren mein erster Verein, bei den Tornados habe ich Baseball gelernt. Ich war ein Tornado bis ich ungefähr 16 Jahre alt war und danach ein stolzer Amigo. Die Mannheim Amigos waren in den 80-er Jahren eine der besten Mannschaften Europas, wir waren auf vielen internationalen Turnieren in Holland oder Italien und auch anderswo sehr erfolgreich. Die Tele5 Liga war eine Liga auf hohem Niveau, die Amigos Serienmeister. Der krönende Abschluss meiner Mannheimer Baseballzeit als Spieler war emotional die deutsche Meisterschaft dann auch nach langer Abstinenz in der DBV Bundesliga 1992 gegen den Lokalrivalen Tornados vor voller Hütte, mit allen dazu gehörenden Gefühlen.

2007 bin ich dann nach langen Jahren in der Fremde privat samt Familie in die Region zurückgekehrt und war von 2007 bis 2011 für fünf Saisons neben meiner DBA Tätigkeit bei den Tornados Sportdirektor Baseball, Nachwuchs Coach und Headcoach der Bundesliga Mannschaft. In dieser Zeit konnte ich dabei helfen, die Tornados wieder für ein paar Jahre als einen deutschen Spitzenverein zu positionieren. Drei deutsche Meisterschaften im Nachwuchsbereich, sowie vier Play-off-Teilnahmen und zwei Vizemeisterschaften bei den Herren waren die Resultate einer doch erfolgreichen Zeit als Vereinstrainer in Mannheim.

Außerdem, ich war und bin immer noch ein Mannheimer Patriot. Der Mannheimer Baseball mit den Tornados und Amigos war lange Zeit konkurrenzlos in Deutschland und ist zweifelslos die Wiege unseres Sports in Deutschland. Mittlerweile bzw. zurzeit haben andere Vereine zwar die Nase vorn, aber dennoch ist eben Mannheim die Stadt mit der größten Baseballtradition und Zuschauerpotential aufgrund der Historie.

GB1Mit der Jugend-NM hast du am Wochenende die Europameisterschaft gewonnen. Der erste EM-Titel für den DBV überhaupt. Welchen Stellenwert hat der Titel für dich?

Ich bin auch in den letzten Jahren mit dem Ziel zu den entsprechenden Europameisterschaften gefahren, um den Titel zu gewinnen. Ein paar Mal schon waren wir dicht dran, haben zum Beispiel 2012 im Finale gegen die Niederländer noch im sechsten Inning geführt, aber meistens waren es dann doch die Nerven, die den letzten Schritt verhindert haben. Dieses Jahr gegen eine starke tschechische Mannschaft war es in Brno auch nicht leicht. Daher haben wir uns alle sehr darüber gefreut, dass die Herangehensweisen, speziell der mentale Part, das ganze Grundgerüst unserer Mannschaft so intakt war und alle Methoden und Instrumente auch funktioniert haben, dass wir trotz katastrophalem Fehlstart in der Folge die Tschechen klar dominiert haben und nur der Regen das Ganze noch zum Thriller werden ließ. Die Freude und die Ausgelassenheit der Spieler über den Titelgewinn mit zu erleben, waren alle Anstrengungen wert.

Mit dem Titel hat sich Deutschland auch wieder für die U15-WM im nächsten Jahr qualifiziert. Wie viele Spieler des 2015er Jahrgangs der Jugend-NM sind da noch dabei und wie hoch rechnest du dir international Chancen aus?

Aus dem diesjährigen Kader werden nur zwei Spieler auch 2016 bei der WM dabei sein. Wir werden die Mannschaft für 2016 wie in den vergangenen Jahren auch wieder nach Charakter und Potential auswählen, in unseren Camps, und bei den verschiedenen Turnieren und DBA Maßnahmen wie gewohnt intensiv ausbilden und vorbereiten. Die meisten Kandidaten sind schon bekannt, haben bei anderen DBA Maßnahmen und Turnieren bereits gespielt und daher bin ich optimistisch, ähnlich wie 2014 in Mexiko , international mithalten zu können, den ein oder anderen Gegner vielleicht auch schlagen zu können

Die Jugend-NM hat in den letzten Jahren regelmäßig das Podium erreicht und sich in der europäischen Spitze etabliert. Was muss passieren, damit sich die Erfolge auch im Junioren- und Herrenbereich einstellen?

Im Baseball sind Spiele und noch mehr Spiele auf gutem Niveau durch nichts zu ersetzen. Aber dieses Jahr hatten zumindest die Junioren reichlich Gelegenheit, sich vorzubereiten. Ich habe es als einen Fortschritt empfunden, dass dank des neuen Präsidiums und auch dank der Arbeit des neuen Sportdirektors eine ganze Reihe von Maßnahmen und Turnierteilnahmen für die Junioren in diesem Jahr möglich gemacht wurden.

Da ich in Ostrava bei der EM nicht dabei war, kann ich mir auch keine Aussage darüber erlauben bzw. aus der Ferne analysieren, was eventuell nicht so gut gelaufen ist. In der Vergangenheit war die Zusammenarbeit bzw. ein stringenter Übergang von Jugend-Nationalmannschaft oder auch dem COLT Jahrgang der DBA zur Junioren-Nationalmannschaft nicht gegeben. Ich bin optimistisch, dass sich das in Zukunft bessert.

Bei der Herren Nationalmannschaft würden meiner Erkenntnis auch Länderspiele oder Turniere vor Kulisse helfen, aber das sagt sich auch leicht in einer Sportart, die in Deutschland eben keine Voll-Profi-Angelegenheit ist, wobei ich finde, dass sich die Herren schon ziemlich gut auf internationalem Parkett präsentieren. Wir haben jedenfalls in Deutschland von den Spielern und der Einstellung her das Potential, regelmäßig bei Europameisterschaften unter den ersten drei zu landen. Aber die Niederländer sowieso, aber auch die Italiener mit ihren vielen US-Italo-Spielern, die Spanier mit ihren vielen Lateinamerikanern und auch die Tschechen oder Franzosen haben eben auch ihre Qualität.

GBDie Deutsche Baseballakademie hat die Betreuung der Jugend-NM inne. Kannst du kurz zusammenfassen, wie dies im Detail aussieht, was die DBA ansonsten noch für Programme fährt und wie die tägliche Arbeit im Hintergrund aussieht?

Die Deutsche Baseball Akademie wurde von Martin Nixdorf, dem Vorsitzenden und mir zu dem Zweck konzipiert, den deutschen Baseball zu fördern und auf das nächste Level zu bringen. Die Mehrzahl der deutschen Baseballprofis der Neuzeit wie Max Kepler, Daniel Thieben, Maik Ehmcke oder jetzt auch Nadir Ljatifi und Pascal Amon haben über mehrere Jahre das DBA Programm durchlaufen. Neben dem intensiven Leistungssport- Segment unterhält die DBA auch eine Multiplikatoren Schulung, d.h. wir unterrichten Baseball als Prüfungs-relevantes Wahlpflichtfach an einer Vielzahl von deutschen Hochschulen, angefangen von der renommierten SpoHo in Köln, über Kiel, Dortmund, Paderborn, Heidelberg usw., nachzulesen auf unserer Homepage.

Was die Leistungssport-Förderung angeht, deren zentrales Element eben auch die Betreuung und Führung der Jugend-Nationalmannschaft ist, so beginnt der Kreislauf jedes Jahr auf ein Neues mit den DBA Sommercamps. In enger Zusammenarbeit mit den Auswahltrainern der Landesverbände werden möglichst alle talentierten deutschen Spieler ab dem letzten Schülerjahrgang in den DBA Sommercamps von den besten Coaches trainiert und bei den täglichen Spielen evaluiert und individuell geschult. In jedem Camp werden All Stars ausgewählt und ausgezeichnet, die im Herbst in Paderborn das DBA All Stars Turnier spielen.

Dort geht der Auswahlprozess weiter: Die größten Prospects werden zum Winterball Turnier in den Ahornsportpark Paderborn eingeladen. Dort erfolgt nach einem weiteren intensiven und mehrtägigen Trainingslager der letzte Cut für die DBA Auswahl Mannschaften so auch für die deutsche Jugend-Nationalmannschaft. Die Tatsache, dass die DBA für oder auch im Namen des DBV die deutsche Jugend Nationalmannschaft managt und führt ist zum Vorteil für alle Beteiligten. Eingefädelt hat diese Zusammenarbeit übrigens noch der ehemalige Bundestrainer Jesco Veisz.

In den letzten zwölf Monaten haben DBA Auswahlmannschaften bei der WM in Mexiko (U 15), einer Südafrika-Reise (U 16), Boca Chica (U 15), Beach City International Tournament bei LA, USA (U 13), Prag PONY und COLT (U 14 und U 16), Serie in Italien (U 15), Prag (U 15) und bei der EM in Brno gespielt (U 15). Vom 3.8. bis zum 12.8. fliegt die U 16 nach Japan zu dem renommierten World Boys League Turnier. Dort geht es unter anderem gegen Japan, Korea, Australien, Mexiko, Taiwan also gegen international renommierte Gegner. Die Einladung erfolgte aufgrund der guten Leistungen in Mexiko.