Nachbericht Baseball-Junioren-EM

Ein 6. Platz sprang bei der Junioren-Europameisterschaft in Rosmalen/Niederlande für das deutsche Team heraus, und das obwohl man nur einen Sieg verbuchen konnte. Dieses Ergebnis ist mit der unvorhersehbaren Stärke der einzelnen Gruppen zu erklären. So waren der Europameister (Italien) und Vizemeister (Russland) in einer Gruppe mit Deutschland, Spanien und den stark aufspielenden Belgiern, während in Gruppe A mit der Slowakei und Polen zwei recht schwache Teams an den Start gingen.

Nach einer Auftaktniederlage gegen Italien, bei dem die Defence nicht ihren besten Tag erwischte (5 Errors und ein fallen gelassener pop-up), wollte das deutsche Team gegen Aufsteiger Belgien den ersten Sieg einfahren. 7 Innings lang stand die „0″ auf Seiten der Belgier. Auf der Habenseite konnte man selbst 2 Runs bis dahin verbuchen. Im achten Inning spielte jedoch die nervliche Anspannung eine (zu) große Rolle im deutschen Team. Ein total verkorkstes Inning beendete man schließlich mit einigen Errors, Walks und Hits mit 6 Runs gegen sich. Die Aufholjagd im 8. und 9. Inning wurde mit dem tying Run am 2. Base und dem winning Run an der Platte jedoch mit einem Strikeout jäh beendet. Ein für die tapfer kämpfenden Belgier durchaus verdienter Sieg. Das deutsche Team vergab früh im Spiel zu viele Chancen, die Führung auszubauen. Acht Innings „zu Null“ reichen halt manchmal nicht aus.

Das Spiel gegen Russland wurde von beiden Seiten auf einem hohen Niveau geführt. Vor allem das Pitching und die Defensive führten das Regiment. Kleine Unaufmerksamkeiten in der Verteidigung (WP und PB) und eine fehlende Ausbeute an Hits in entscheidenden Momenten, führten am Ende zum knappen Sieg der Russen. Der russische Lefty-Pitcher Nikolay Lobanov, der bereits für ein Minor League Team der Minnesota Twins wirft, musste in 140 Pitches alles geben, um den Sieg zu sichern.

Belgien verlor am Folgetag mit einem hohen Score (11-15) gegen Spanien. Bei einem deutschen Sieg gegen Spanien und einer Niederlage der Belgier gegen Italien, würde man aufgrund der weniger kassierten Runs den dritten Rang in der Gruppe erreichen. Bei einer Niederlage wäre man automatisch abgestiegen.

So kam es nach einem Off-Day am Freitag zum „Gruppendritter-oder-Abstieg-Spiel“ gegen Spanien. Durchaus eines der wichtigsten Spiele der deutschen Junioren-Nationalmannschaft seit des Spiels um Platz drei in 2003. Eine gewisse Anspannung war allen Beteiligten und auch den mitgereisten Fans anzuspüren.

Die deutsche Equipe konnte auf ihren besten Mann auf dem Hügel, Pitcher Benedikt Antwi aus Regensburg, zählen. Er warf sieben starke Innings und hielt die Offensive der Spanier stets im Griff. Hinzu kamen wichtige Double Plays und Diving Catches der Feldspieler. Als im letzten Inning, bei einer knappen 3:1 Führung, zwei spanischen Runnern auf Base und 0 Out, die Spannung fast unerträglich wurde, eliminierte der eingewechselte Pitcher Sascha Brockmeyer (Paderborn) die letzten drei Hitter der Spanier und sicherte somit den „wichtigsten Sieg bei einer Junioren-EM seit langer Zeit“ (Bundestrainer Veisz).

Nun lag es an den Italienern, die Belgier zu besiegen, damit man aufgrund der Tie-Breaker-Rules vor Spanien und Belgien auf Platz drei der Gruppe gelangt. Allerdings hatten die Belgier andere Pläne. Sie spielten erneut stark auf und lagen im 4. Inning mit 8-2 in Führung. Wie ungewöhnlich diese Gruppe B der Junioren-EM war, lässt sich am besten mit der Ausgangslage von Belgien vor dem Spiel gegen Italien aufzeigen: Gewinnen die Belgier, ziehen sie in das Halbfinale ein (Italien wäre dann nur Dritter); verlieren sie, dann sind sie automatisch Fünfter und somit in den B-Pool abgestiegen.

So kam es, dass die Italiener eine Aufholjagd starteten und am Ende mit 13-11 denkbar knapp die Belgier in den B-Pool und Deutschland auf Platz drei in der Gruppe hievten.

Somit spielte Deutschland gegen Frankreich um Platz fünf der Gesamtwertung (A3-B3). Auch dieses Spiel sollte alle Höhen und Tiefen sehen, die ein Baseball-Spiel zu bieten hat. Rückstand, Ausgleich, 4-8 Rückstand im 6. Inning, 8-8 Ausgleich im 8. Inning. Am Ende fehlte etwas die Konstanz in der Offensive und im Pitching, um einen Sieg zu erringen.

Dass am Ende der sechste Platz, und somit eine Verbesserung gegenüber der letzten EM (7. Platz), erreicht wurde war auf der einen Seite etwas glücklich, auf der anderen Seite aber auch in einer sehr starken Gruppe hart erarbeitet. Die Italiener warfen in der gleichen Besetzung, die sie gegen Deutschland auf das Feld stellten, den Titelverteidiger und Turnierfavorit Holland mit 8-1 im Halbfinale heraus. Die Russen, gegen die man gegen den gleichen Pitcher Lobanov knapp verlor, gaben sich erst im 9. Inning des Finales gegen Italien geschlagen.

Vom fachkundigen Publikum (u.a. Scouts von den NY Mets, Philadelphia Phillies und den Minnesota Twins) gab es gute Noten für die deutsche Mannschaft im Bereich Technik. Die schon bei den Cadets ( Jugend) erkannte gute Technikarbeit, setzt sich bei den Junioren fort. Verbesserungswürdig ist die Arbeit an der mentalen Stärke in entscheidenden Situationen und die Anpassung an bestimmte Situationen im Spielgeschehen (z.B. Hitting mit 2 Strikes, situational hitting).

„Nach der EM ist vor der EM“. Nach diesem Motto wird nun das Hauptaugenmerk auf die Junioren-EM 2009 gelegt. Spieler des Jahrganges 1991-93 stehen ab sofort unter erhöhter Beobachtung durch die Nationaltrainer, um für die EM 2009 eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen.

Für dieses Jahr geht ein besonderer Dank an die teilnehmenden Spieler, Trainer und Betreuer, die seit November 2005 viel Zeit und Energie in die Arbeit mit der Junioren-Nationalmannschaft gesteckt haben, sowie auch an die tatkräftig unterstützenden mitgereisten Fans des deutschen Teams.

Jesco Veisz