Nach Ende der erfolgreichen DBV Convention 2016 in Paderborn stand Präsident Mirko Heid der DBV-Redaktion Rede und Antwort und sprach über die Convention, offene Sprechstunde, Präsidiumssitzung, Softball und die Herren-Nationalmannschaft mit einem Blick auf den anstehenden World Baseball Classic Qualifier.

DBV-Redaktion: Am vergangenen Wochenende hat die DBV-Convention stattgefunden. Wie ist das Résumé?

Mirko Heid: Es war mal wieder eine tolle Veranstaltung. Paderborn und der Ahornsportpark sind hervorragende Gastgeber, die Ausrichtungsstätte könnte kaum besser sein. Die Veranstaltung bietet neben den vielen hochklassigen Referenten in allen Bereichen einfach eine ideale Plattform um sich auszutauschen und fortzubilden. Schön ist auch, dass wir neben den Scorern, Schiedsrichtern, Baseball und Softball auch die Deutsche Baseball Akademie (DBA) mit einem Camp vor Ort hatten. Dieses Jahr hatten wir rd. 50 mehr Anmeldung zur Convention als im Vorjahr und waren damit auch auf Rekordniveau. Spezieller Dank geht an Philipp Würfel und sein Helfer-Team vor Ort, die im Vorfeld und während der Veranstaltung toll organisiert haben.

12642803_1061299260589107_1513136910731686828_nWelche Beiträge haben Dir besonders gefallen?

Leider war es mit nicht vergönnt alle Vorträge zu hören. Was mir aber an der Agenda gut gefallen hat, war die Öffnung des Programms auch für Entwicklungsthemen, wie z.B. den Vortrag von Ivan Rodriguez zum Thema Beeball oder Stefan Fechtigs Beitrag zur Organisation zur Schulmeisterschaft. Oder auch die Beiträge zur Öffentlichkeitsarbeit oder TV-Übertragung. Das sind alles konkrete Best-Practice-Beispiele, wie wir unsere Sportart vor Ort nach vorne bringen können. Präsentiert von Menschen, die wissen wovon sie reden. Ich denke, dass wir auch in Zukunft Programminhalte in dieser Richtung dabei haben werden.

Das DBV-Präsidium zum wiederholten Male eine „Offene Sprechstunde“ angeboten. Was waren da die Top-Themen?

Ja, das Medium der direkten Kommunikation halte ich für sehr wichtig. Wir wollen als Präsidium präsent und ansprechbar sein. Ein wichtiges Thema ist natürlich das anstehende WBC-Turnier und die Frage nach dem Coaching-Staff. Darüber hinaus gab es mal wieder einen bunten Blumenstrauß an Themen von der Trainerausbildung, Bundesliga-Reform bis hin zu Breitensport-Fragen. Klar haben wir da nicht immer alle Antworten aber wichtig ist, dass man sich mit den Fragen auseinander setzt. Ein Wunsch aus der Sprechstunde war die noch offenere Kommunikation. Aber es gab auch viel positives Feed-Back. Das tut natürlich auch mal gut.

Jetzt nicht ablenken. Wer wird denn die Nationalmannschaft beim anstehenden WBC-Qualifier in Mexico coachen? Warum macht Ihr daraus so ein Geheimnis?

So viel kann ich schon mal sagen: Wir haben einen Top-Coaching-Staff beisammen für das Turnier. Aufgrund der strengen Kommunikationsregeln von MLB dürfen wir aber erst zu einem uns vorgegebenen Termin darüber öffentlich sprechen. Unser Sportdirektor Dirk Fries und unser Vize-Präsident Philipp Hoffschild machen da wirklich einen sehr guten Job. Und das alles mit einem sehr engen Budget.
An der Stelle möchte ich noch erwähnen, dass ich mich sehr über die Ernennung von Tom Gillespie als neuen Junioren-Nationalmannschaftstrainer freue. Ich denke, hier haben wir einen passenden Kandidaten für unser Programm gefunden.

Welche Chancen hat denn Deutschland beim WBC-Qualifier? Nur der Sieger zieht ja in die Endrunde des Turniers ein.

Die mexikanische Mannschaft mit Heimvorteil ist natürlich ein großer Brocken und Nicaragua und die Tschechen werden auch harte Gegner sein. Gleichwohl werden wir auch mit einer starken Truppe dort anreisen. Wir werden versuchen trotz schwieriger Vorbereitung im Februar/März in Top-Form da aufzulaufen und unseren besten Baseball spielen. Wir wollen unsere Chance nutzen. Klar ist aber auch, Mexiko ist natürlich haushoher Favorit.

Was steht 2016 neben dem WBC-Turnier noch an? Auf was freust Du Dich am meisten.

Ich denke es wird eine Reihe von Leckerbissen geben. Ich freue mich besonders auf die Europameisterschaft der Herren in Holland. Da wollen wir im Vergleich zu 2014 wieder besser abschneiden. Ich hoffe auch, dass wieder viele deutsche Fans den kurzen Weg antreten und unsere Jungs unterstützen. Ich hab mir schon Urlaub genommen.

Aber auch die Junioren und Juniorinnen sind wieder im Einsatz für Deutschland. Auch das werden wieder tolle Events. Die DBA hat wieder einen vollen Terminkalender mit zahlreichen Turnieren, Clinics und Camps.

Weiterhin freue ich mich auf das All-Star-Game in Bad Homburg. Dieses Event ist in den vergangenen Jahren wieder zu einem festen Bestandteil der Jahresplanung geworden. Mannheim hat letztes Jahr als Gastgeber einen tollen Job gemacht und ich bin mir sicher, dass auch Bad Homburg rocken wird. Auch hier erwarte ich wieder ein volles Haus wenn unsere Nationalmannschaft auf die All-Stars der Bundesliga trifft.

Mir persönlich gefallen aber am meisten die vielen Nachwuchs-Länderpokale und Meisterschaften. Ich habe vergangenes Jahr, sowohl im Softball als auch im Baseball, viele Veranstaltungen besucht. Der Spirit und die Liebe der Kids zum Spiel, ist für mich eine wahre Freude. Wenn ich die Begeisterung unserer Jungs und Mädels sehe, dann weiß warum ich den Job mache.

Die Jugend-Nationalmannschaft war ja eigentlich für die Baseball-WM in Fukushima qualifiziert. Warum nehmen wir nicht teil?

Dass Georg Bull und sein Trainerteam die Jungs zum ersten deutschen Titel auf europäischen Niveau geführt hat, war ein super Highlight des vergangenen Jahres. Insofern hätten ich es den Jungs auch mehr als gegönnt dieses Jahr bei der WM aufzulaufen. Doch nach intensiven Abwägungsprozess haben wir uns gemeinsam mit der DBA gegen eine Teilnahme entschieden. Die gesundheitlichen Risiken waren einfach nicht einschätzbar. Ob es die richtige Entscheidung war, werden wir nie herausfinden aber beim Thema Gesundheit darf man halt keine Risiken eingehen. Allerdings interessiert mich immer noch, wer sich Fukushima als geeigneten Ausrichterort ausgedacht hat.
Aber auch ohne die WM-Teilnahme hat die DBA wieder ein super Programm für unsere Jugend-nationalmannschaft in 2016 vor. Ich wünschte wir hätten auf Ebene des DBV`s die Ressourcen um auch unsere anderen Nachwuchsmannschaft entsprechend fördern zu können.

Tokio hat letztes Jahr verkündet, Baseball und Softball bei den Olympischen Spielen 2020 wieder mit ins Programm aufzunehmen. Das dürfte ja auch nachhaltige Auswirkungen auf die Fördersituation und damit auf die Budget-Lage haben, oder?

Zunächst mal ist es großartig, dass sich Tokio als Ausrichter dazu entschieden hat dem Olympischen Komitee Baseball und Softball als Sportart vorzuschlagen. Und ich gehe fest davon aus, dass das IOC diese Entscheidung im Rahmen ihrer Präsidiumssitzung im August in Rio bestätigen wird. Ich habe nie verstanden, wie bei dem größten sportartenübergreifenden Event eine der meist gespielten Sportarten der Welt fehlen kann. Das macht keinen Sinn und wird dem Anspruch von Olympia nicht gerecht.

Die von Dir suggerierten positiven Auswirkungen auf unsere Haushaltssituation sind allerdings noch nicht eingetreten. Das ist natürlich frustrierend, weil wir eine klare Zielformulierung sowohl für Baseball als auch für Softball, ein sehr gutes Spitzensportkonzept und die richtigen Personen haben, die das umsetzen können. Was uns fehlt sind die monetären mittel um die PS auf die Straße zu bringen.

Was heißt das konkret?

Seit Beginn unserer Amtszeit haben wir versucht, alle von uns beeinflussbaren Kosten- und Erlöspositionen in unserem Haushalt zu optimieren. Und ich glaube, da haben wir einen ganz guten Job gemacht. Festzuhalten ist aber, dass unsere öffentlichen Fördermittel seit 2008 um über 80 % gesunken sind und wir für 2016 eine weitere Kürzung mitgeteilt bekommen haben. Da es uns bisher noch nicht gelungen ist, diese Lücke durch Sponsorengelder auch nur annähernd zu schließen, heißt das konkret, dass wir auf unserer Präsidiumssitzung im Rahmen der Haushaltsberatungen massiv den Rotstift bei Maßnahmen der Nationalmannschaften ansetzen mussten. Wie gesagt, das frustriert das gesamte Präsidium natürlich enorm. Besonders müssen unser Spieler und Coaches darunter leiden.

Aber resignieren gilt nicht. Alle im Präsidium und in den Trainerstäben sind comittet diese Herausforderung anzugehen und alle Mittel und Hebel in Bewegung zu setzen, um die Erlösseite zu verbessern. Hier sind alle Stakeholder gefragt sich aktiv mit einzubringen.

Gerade wurde veröffentlicht, dass die Heidenheim Heideköpfe, Buchbinder Legionäre, Solingen Alligators und die Bonn Capitals unter den besten europäischen Mannschaften sind. Warum brauchen wir dann eigentlich eine Ligareform?

Wir können stolz sein auf unsere Mannschaften. Seit Jahren steigt das Niveau in der Spitze der Bundesliga an. Insofern bin ich mir auch sicher, dass wir auf den europäischen Wettbewerben auf Vereinsebene wieder hervorragend vertreten werden. Die Bundesliga ist eine der stärksten Ligen in ganz Europa.

Gleichwohl diskutieren wir schon seit vielen Jahren über Struktur-Reformen und ich bin froh, dass wir nun endlich den Mut gezeigt haben und eine Auswahl davon umsetzen. Aus meiner Sicht ist die wichtigste Veränderung, dass wir ab 2017 die Anzahl der regulären Saisonspiele von 28 auf 44 Spiele erhöhen, gepaart mit dem Interleague-Modus. Klar, bringen die Reformen auch neue Herausforderungen für unsere Clubs aber auch viele Chancen. Mehr Heimspiele heißt auch mehr Zuschauer und mehr Chancen Sponsoren und Fans für unseren tollen Sport zu begeistern.

Aber vor allem für unsere ambitionierten deutschen Nachwuchsspieler bedeuten diese Reformen enorme Chancen. Diese gilt es dann aber auch zu nutzen. Im Bezug auf Professionalität, Trainingsumfang und –qualität können wir sicher auch noch von anderen Sportarten lernen. Aber mit den neuen Regelungen gibt es mehr Chancen für unsere Nachwuchsspieler sich auf höchstem Niveau zu zeigen. Die Wirkung der Reformen wird sich sicher nicht sofort einstellen aber ich werbe dafür den Maßnahmen ihre Zeit zu lassen zu wirken. Die Perspektive ist sicher nicht 2017, sondern eher 2019/20.

Gibt es weitere zentrale Themen, mit denen Ihr Euch derzeit beschäftigt?

Wir haben festgestellt, dass die Mitgliederzahlen seit einigen Jahren zurückgegangen sind, auch wenn die Zahlen mittlerweile relativ konstant bleiben. Fakt ist aber, wir wachsen im Mitgliederbereich nicht. Ein Hauptansatzpunkt für uns ist deshalb der Breitensportbereich rund um das Thema Softball. Hier gibt es viele Menschen, die den Sport spielen aber keine Nähe zum Verband haben. Hier wollen wir Angebote schaffen, die es auch für diesen Teil unserer Baseball- und Softball-Familie interessant machen wieder näher an den Verband zu rücken. In einem gemeinsamen Workshop haben wir mit Experten rund um Wolfgang Walther versucht zu eruieren, welche Themen wir dabei in der Vordergrund stellen müssen. Als zentrale Bausteine dieser Strategie haben wir festgehalten, dass wir weiterhin Softball-Nationalmannschaften auf internationale Turniere entsenden und in 2017 eine große offene Deutsche Coed Slowpitch Meisterschaft ausrichten wollen. Weiterhin wollen wir Coaching-Angebote mit in unsere DBV-Clinic-Programm mitaufzunehmen.

Außerdem habe ich Simone Lody und Wolfgang Walther zu einem Slow-Pitch-Softball-Spiel im Rahmen des Bundesliga-All-Star-Game Wochenendes herausgefordert. In meinem Team werden ehemalige Baseball- und Softball-Nationalspielerinnen auflaufen. Wolfgang und Simone werden mit der Slow-Pitch-Nationalmannschaft auflaufen. Hiermit sei also gleich mal der Aufruf an alle ehemaligen Herren- und Damen-Nationalspieler gestartet, meldet Euch bei mir, wenn Ihr noch einigermaßen gut zu Fuss seid. Am All-Star-Wochenende geht es zur Sache. Laßt mich nicht hängen. Sportdirektor, Dirk Fries, und meine beiden Vize-Präsidenten Philipp Hoffschild und Lena Först sind natürlich zwangsrekrutiert.

Zum Abschluss noch die Frage nach unseren Jungs in Übersee. Wer hat eine Chance auf die MLB?

Wir sind stolz auf alle unsere Jungs, die drüben unsere Fahnen hoch halten. Ich glaube, Donald und Max können nur erahnen, welche unglaubliche Wirkung ihre Auftritte in den Big Leagues für Generationen von jungen Sportlern haben. Die beiden haben bewiesen, dass es geht. Das gibt so vielen Kindern so viel Motivation. Aber auch die anderen machen eine klasse Job. Das Leben in den Minors ist knochenhart und ihre Leistung nötigt mir allen Respekt ab. Ich wünsche allen, dass Ihr gesund bleibt und die richtige Motivation beibehaltet, um den Strapazen standzuhalten und es evtl. eines Tages mal ganz nach oben zu schaffen. Hang in there boys!

An unsere Baseball- und Softball Gemeinde: Das DBV Präsidium wünscht Euch ein tolles Jahr 2016. In field of Dreams heißt es: „If you build it, they will come.” Insofern bleibt nur zu sagen: Keep building it!!!