Bericht zur Damen Europameisterschaft in Valencia

Nach reibungsloser Anreise, dank einer bevorzugten Behandlung am Düsseldorfer Flughafen durch die Lufthansa, landete die deutsche Damen Nationalmannschaft am Mittwochnachmittag im heißen Valencia. Dort wartete bereits ein vom Veranstalter bereit gestellter Bus zum weiteren Transport in die Unterkunft. Ein wenig überrascht checkte das Team dann in der Residenz ein, denn eigentlich war für die ersten Tage eine völlig andere Unterkunft geplant. Nachdem sich auch die Coaches ihren Weg zu der Residenz mit Mietwagen durch den völlig verrückten Verkehr gesucht hatten waren schon einige Stunden vergangen. Der erste Tag hatte einiges an Überraschungen zu bieten, so sollte der Trainingsplatz ein Hockey-Hartplatz sein. Dieses Angebot wollten die Trainer nicht nutzen und verlegten das Training kurzerhand auf die Anlage wo auch das Turnier gespielt werden sollte. Sämtliche Trainings-, Transport- und Essenszeiten mussten noch einmal überarbeitet und mit dem Ausrichter abgesprochen werden, eine nervenaufreibende Aufgabe.

Am Donnerstag standen zwei Trainingseinheiten auf dem Programm, zu beiden reiste die Nationalmannschaft mit der Straßenbahn an, die glücklicherweise direkt vor der Tür der Unterkunft hielt. Am Ende des Tages zeigten sich die Coaches zufrieden mit der Leistung ihrer Schützlinge, war doch der erste Schritt in Richtung Turnier gemacht. Für Freitag war bereits das erste Trainingsspiel gegen den Gastgeber aus Spanien geplant. Leider war dieser Tag mit 45° Celsius der heißeste Tag. Auf diese massive Hitze war das deutsche Lager noch nicht vorbereitet und hatte sichtlich Probleme mit Schweißbildung fertig zu werden. Am Ende dieser Hitzeschlacht stand ein mageres 2:7 zu Buche und die Zufriedenheit des Vortages war etwas ins Wanken gekommen.

Schon am Folgetag hatte man ein weiteres Spiel gegen Italien abgesprochen, um 9:00 Uhr ging es los in noch gemäßigten Temperaturen. Zu Beginn des Spiels hatte das deutsche Team nichts gegen das starke italienische Pitching in der Hand. Schon im 1. Inning musste Anna Neuser einem Ball dabei zuschauen wie er im Centerfield den Zaun überquerte. Doch dabei blieb es auch vorerst, es dauerte einige Innings bis die Azuri wieder punkten konnten, leider mit der deutlichen Unterstützung der deutschen Verteidigung. Die ersten zählbaren offensiven Bemühungen der deutschen kamen im 5. Inning gegen die eingewechselte Lisa Birroci. Sie wurde mit einem Triple und einem Double begrüßt und gab 4 Runs ab, im darauf folgenden Inning noch einmal 2 Runs, so dass es mittlerweile nur noch 6:8 stand. Das war auch der Endstand dieses Spiels und die Zufriedenheit hatte sich wieder eingestellt, das deutsche Team war mit einer Aggressivität ins Spiel gegangen, die die Coaches gefordert hatten.

Den Sonntag nutzte Team Deutschland weitestgehend zur Regeneration, nur einige Spielerinnen absolvierten noch ein kurzes Individualtraining.

Zum Einstieg ins Turnier traf die deutsche Auswahl am Montagmorgen um 9:00 Uhr auf Frankreich. Der Coaching Staff hatte sich eigentlich bereits damit abgefunden die Straßenbahn zum Spiel zu nehmen, doch durch Verwirrung auf Seiten der Franzosen stand doch noch ein Bus zum Transport zur Verfügung. Das Spiel lief von Beginn an souverän für das deutsche Team um Starting Pitcher Anna Neuser. Nach 5 Innings war der erste Sieg des Turniers mit einem deutlichen 13:1 geschafft. Der einstieg war schon mal gelungen. Am Dienstag stand Russland auf dem Plan, doch nicht wie ursprünglich im Spielplan um 17:30 Uhr sondern erst um 19:00 Uhr. Der komplette Spielplan war auf dem TC Meeting geändert worden, damit keine Spiele während der Mittagshitze stattfinden müssen.

Schon zu Beginn des Spiels war klar, dass sich hier ein echter Softball-Krimi entwickeln kann. Lisa Jansen hatte die russische Offensive gut im Griff und ermöglichte dem deutschen Angriff mit 1:0 in Führung zu gehen. Durch einen Fehler in der Defensive konnte Russland dann ausgleichen. Die Führung mit 1:3 erzielten die Russen erst nach einer Fehlentscheidung der Schiedsrichter. Doch Team Deutschland gab nicht auf und konnte im Gegenzug auf 3:3 ausgleichen. Im 7. Inning musste die eingewechselte Anna Neuser dann einen Homerun zum 4:3 Endstand hinnehmen. Wie schmerzhaft diese Niederlage, die genauso verdient als Sieg hätte verbucht werden können, sollte sich im weiteren Verlauf des Turniers zeigen.

Der Mittwoch hatte gleich zwei unangenehme Gegner für Deutschland im Gepäck. Am Morgen ging es um 9:00 Uhr gegen Österreich und am Abend um 19:00 Uhr gegen die Niederlande. Mit dem 3:0 Sieg gegen Österreich war der Einzug in die Runde der besten 6 gesichert. Die Coaches zeigten sich zufrieden mit der Leistung, aber durchaus in dem Bewusstsein, dass mehr drin gewesen wäre. Das Spiel gegen Holland war leider geprägt von defensiven Unzulänglichkeiten, die immer wieder auch Runs zur Folge hatten. So spiegelt die deutliche 0:9 Niederlage nicht die eigentlichen Möglichkeiten, die das deutsche Team hatte wieder. Aus einer Bases loaded Situation im 1. Inning zum Beispiel gingen sie ohne Erfolg hervor. Die Zwischenrunde hatte nur noch harte Gegner für Deutschland übrig, Tschechien, Italien und Großbritannien. Für Donnerstag stand am Morgen das Team aus Tschechien auf dem Plan, Deutschland kam zu diesem und zu allen weiteren Spielen wie üblich mit der Straßenbahn um nicht schon 2 Stunden vor Spielbeginn in der Hitze zu schmoren. Bis ins 5. Inning hielt man den Angriffen des Gegners stand, dann kam es zum Einbruch und man musste 5 Runs hinnehmen. Im Gegenzug wollte dem deutschen Angriff nichts Zählbares gelingen und nach weiteren 2 Runs im 6. Durchgang musste man sich geschlagen geben. Jetzt musste schon gegen Italien ein Sieg her um noch theoretische Chancen auf die ersten 4 Plätze zu behalten. Was dann kam wird in die deutsche Softballgeschichte eingehen. Lisa Jansen führte ihr Team in dieses Spiel und hielt Italien stets auf Augenhöhe. Auch das 1:0 für Italien im 2. Inning warf niemand aus der Bahn. Auf ein wunderschönes Squeeze Play von Arlene Quinn erlief Julia de Jong für Deutschland den Ausgleich zum 1:1 im 3. Inning. Weitere 2 Runs von Italien ließen es kurz so aussehen als würde Italien jetzt wegziehen, doch im 5. Inning konnte Deutschland dagegen halten. Wieder war es ein Schlag von Arlene Quinn der für Punkte sorgte, 3:3 stand es nach dem 5. Durchgang. Janneke Ogink, die im 5. Inning als Pitcher eingewechselt wurde machte auch im 6. Durchgang eine gute Figur und wurde bei 2 Aus gegen Mona Hörner ausgewechselt, die mit einem Strikeout überzeugte. Das 7. Inning brachte keine Veränderung und so ging es ins Extrainning. Deutschland schaffte es Italien mit einem Doubleplay Flyout im Centerfield und anschließendem Play an der Homeplate zu null zu halten. Arlene Quinn startete als Läufer auf dem 2. Base und konnte bereits auf den ersten Pitch, einen Wildpitch aufs 3. Base vorrücken. Die ersten beiden Schlagfrauen waren Strikeout, doch Tini Müller Höcker schlug den Ball ins kurze Centerfield, der Ball geht kurz in den Handschuh der Fielderin um dann auf dem Boden zu landen. Deutschland ist die Sensation gelungen 4:3 gegen Italien. Coaches und Spielerinnen jubeln und liegen sich in den Armen, als hätten sie gerade den Titel gewonnen. Im Anschluss gratulieren die fairen Gegner zu einem gelungenen Spiel. Damit gelang der deutschen Nationalmannschaft ein erster historischer Sieg gegen ein italienisches Nationalteam.

Jetzt musste im Spiel gegen GB ein Sieg her und zwar mit 5 Runs Vorsprung um noch eine Chance auf einen der ersten 4 Plätze haben zu wollen. Doch die Luft war raus mit einem deutlichen 0:10 musste man sich der übermächtigen US-Britin Stacie Townsend geschlagen geben.

Den Samstag nutzte Team Deutschland zur Regeneration und zum Feiern, aber auch zum Abschiednehmen. Leider wird Stefan Kraft in der Folge nicht mehr als Physiotherapeut für das Team zur Verfügung stehen, auf ihn warten andere berufliche Herausforderungen. Das Team und die Coaches bedankten sich bei ihm für die jahrelange sehr gute Arbeit mit einigen Geschenken und einem Überraschungsfrühstück am Strand. Auch von hier aus noch einmal ein sehr großes Dankeschön an Stefan.

Auch einige Spielerinnen nutzten die Abschlussbesprechung um ihre Karriere in der deutschen Nationalmannschaft offiziell zu beenden, so gaben Nina Hasenkamp, Michele Veselinovic und Chrissi Bruckner ihren Rücktritt bekannt. Headcoach Claudia Effenberg dazu: „ Es war mir eine sehr große Ehre und ein Vergnügen sowohl als Spielerin als auch als Coach mit euch in der Nationalmannschaft gearbeitet zu haben. Danke für euren jahrelangen Einsatz.“

Der Jubel der Fans und der Mannschaft bei der Closing Ceremony als der 5. Platz der deutschen Nationalmannschaft bekannt gegeben wurde war riesig und übertraf an Lautstärke den der meisten Teams. Mona Hörner wurde vom Veranstalter zum teaminternen MVP gekürt.

Mit dem 5. Platz erreichte die deutsche Nationalmannschaft das beste Ergebnis in der Geschichte der Damen Europameisterschaften.