Ende letzten Jahres gab es Diskussionen um die Kooperation mit der DBA. Wie ist da der aktuelle Sachstand?

Mit Freude kann ich berichten, dass wir die erfolgreiche Kooperation mit der DBA fortführen werden. Wie angekündigt, haben wir den Evaluierungsprozess gemeinsam mit den Landesverbänden und der DBA abgeschlossen und haben uns in gegenseitigem Einverständnis klar für eine Fortführung der Zusammenarbeit ausgesprochen.

Bleibt alles beim Alten oder gibt es auch Dinge, die sich in der Zusammenarbeit verändern werden?

Neben dem Erreichen der sportlichen Zielsetzungen durch die qualitative hochwertige sportliche Betreuung wollen wir nunmehr vermehrt auch die persönliche Entwicklung und das Kindeswohl durch eine Athleten-fokussierte pädagogische Betreuung in den Mittelpunkt stellen. Damit kommen wir gemeinsam unserer gesellschaftlichen Verantwortung nach. Hier kommt vor allem unseren Trainer/innen und Betreuer/innen eine wichtige Vorbildrolle zu. Bei den konkreten Maßnahmen geht es dann z.B. um die Sensibilisierung der Trainer/Trainerinnen mit Hilfe von Schulungen, um die Durchführung von Seminaren für die Athleten/Athletinnen und um die große Bedeutung der pädagogischen Betreuung der uns anvertrauten Athleten/innen.

Als weiteren Schritt haben wir auch unseren DBV-Verhaltenskodex für Trainer, Betreuer und Spieler gemeinsam überarbeitet und die Wichtigkeit der diskriminierungsfreien Kultur noch einmal hervorgehoben. Um für den DBV als Trainer/in oder Betreuer/in aktiv zu sein, ist die Unterzeichnung des Verhaltenskodex Grundvoraussetzung. Diese Voraussetzung stellen wir auch an die Trainer/innen und Betreuer/innen unserer Kooperationspartner.

Darüber hinaus wollen wir gemeinsam mit den Landesverbänden und der DBA eine Ombudsstelle einrichten als neutralen Ansprechpartner.

Aus meiner Sicht nehmen wir mit diesem Maßnahmenpaket dann auch eine Vorreiterrolle im deutschen Sport zu den Themen Kindeswohl und diskriminierungsfreien Umgangs ein.

An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten danken, die durch Ihren Input zu dieser Weiterentwicklung der Kooperation beigetragen haben.

2019 wird ein ereignisreiches Jahr für unsere Sportart. Was steht alles an?

Das Hauptereignis wird die Baseball Europameisterschaft in Bonn und Solingen im September sein. Darauf dürfen sich alle Baseballfans in Deutschland freuen. Ich erwarte, dass wir, wie in der Vergangenheit auch, das Turnier nutzen, um Begeisterung für unsere Sportart zu entfachen. An der Handball-Weltmeisterschaft merken wir gerade wieder, wie die Welle der Euphorie eine Mannschaft tragen und nach vorne bringen kann. Und genaue diese Stimmung brauchen wir im September auch für unsere Jungs.

Anschließend nehmen wir dann hoffentlich am Olympischen Qualifikationsturnier Europa/Afrika teil und schreiben dort deutsche Baseball-Geschichte.

Im Nachwuchsbereich stehen ebenfalls Großevents an. Die U23-Nationalmannschaft, die U15- und die U12-Nationalmannschaften spielen 2019 allesamt ihre Europameisterschaften. Im Softball stehen in 2019 ebenfalls eine Damen-EM (Anfang Juli in Ostrava, Tschechien) und das Olympia-Qualifikationsturnier (im Juli in Utrecht, Niederlande) an. Zudem tritt die U16-Softball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Zagreb an.

Mit unserer deutschen Fastpitch-Softball-Mannschaft der Männer gehen wir darüber hinaus beim Men´s European Super Cup und mit der deutschen Coed-Slowpitch-Mannschaft bei der EM in Budapest an den Start.

Was ist denn die sportliche Zielsetzung?

Als wir vor viereinhalb Jahren angetreten sind, haben wir uns zum Ziel genommen, die in 2008 knapp verpasste Olympia-Qualifikation dieses Mal zu packen. Dazu müssen wir mindestens unter die Top-5-Mannschaften bei der Heim-EM kommen, um uns dann im anschließenden Europa/Afrika-Qualifikationsturnier durchsetzen zu können. Das ist unser Anspruch und die Marschroute für Steve Janssen und das Team.

Wie realistisch ist das Ziel?

Die Tatsache, dass in 2020 nur sechs Teams an den Start gehen, macht das Vorhaben nicht einfacher. Klar sind die üblichen Verdächtigen aus Holland und Italien Favorit. Aber ich glaube an unsere Jungs. Wir haben tollen Spieler in unseren Reihen und wenn alle Rädchen ineinandergreifen, haben wir eine realistische Chance und die wollen wir nutzen.

In einem Interview in einer Bonner Zeitung hast Du vor Kurzem noch Deine Zukunft als DBV-Präsident offen gelassen. Warum?

Ich habe den Landesverbänden im Dezember avisiert, dass ich den Jahreswechsel nutzen und gemeinsam mit meiner Familie abwägen möchte, ob meine beruflichen und familiären Verpflichtungen eine weitere Führung des Verbands ermöglichen. Vor einer Woche habe ich den Landesverbandspräsidenten mitgeteilt, dass ich mich im März nicht erneut zur Wahl zum Präsidenten stellen werde.

Das kommt überraschend. Was waren die ausschlaggebenden Gründe?

Laut meinem Kalender habe ich in den letzten beiden Jahren rund 160 Termine, Besprechungen und Konferenzen für den Verband wahrgenommen und habe dabei über 40.000 km Reisestrecke zurückgelegt. Damit habe ich das Spannungsfeld zwischen Beruf, Familie und Ehrenamt mehr als strapaziert. Da die beruflichen Anforderungen an mich weiter steigen, kann ich mich nicht mehr auf diesem Niveau einsetzen. Darüber hinaus gibt es noch persönliche Aspekte, auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte.

Wie geht es denn jetzt weiter mit der Verbandsarbeit?

Auf der turnusmäßigen Bundesversammlung im März wählen die Landesverbände ein neues Präsidium. Wie in der Vergangenheit auch, gehe ich davon aus, dass es uns gemeinsam mit den Landesverbänden gelingen wird, ein kompetentes und schlagkräftiges Präsidium aufzustellen und somit möglichst viel Kontinuität in der Verbandsarbeit zu ermöglichen. Mir war stets wichtig, dass wir ein Team zusammenstellen, welches sowohl eine geographische als auch thematische Heterogenität abbildet. Menschen, die sowohl Fachkompetenz aufweisen als auch teamfähig sind. Weiterhin haben wir stets darauf geachtet, persönliche und Standort-Interessen hintenanzustellen und das Gesamtinteresse für unsere Sportart in den Vordergrund zu stellen. Auch das sollte bei der Auswahl des zukünftigen Präsidiums wieder handlungsleitend sein. Ich bin mir sicher, dass die Landesverbände im März eine gute Kandidatenauswahl treffen werden, die den eingeschlagenen Weg fortsetzen wird.

Im Rückblick, was sind die wesentlichen positiven Entwicklungen Eurer Arbeit aus den letzten Jahren?

Wir waren im Jahr 2014 in einer sehr schwierigen Situation. Zum einen hatten wir mit Philipp Würfel nur einen Mitarbeiter und zwar als Freelancer. Zum anderen haben wir uns durch den damals nicht-olympischen Status in einer sehr angespannten finanziellen Lage befunden. Seitdem haben wir den Verband in sehr vielen Bereichen neu aufgestellt. Die Geschäftsstelle ist mittlerweile zu einem sehr schlagkräftigen Team angewachsen. Mit Elena Möller haben wir eine bestens vernetzte, eloquente und fleißige Geschäftsführerin, die die Geschicke des Verbands vorbildlich führt. Mit Dirk Fries haben wir einen sehr kompetenten und nimmer müde werdenden Arbeiter und Denker für unsere Leistungssportprogramme, der die Herausforderungen der Leistungssportreform optimal für unsere Sportart umsetzt. Philipp Würfel, mittlerweile im festen Arbeitsverhältnis, ist der verlässliche und immer ansprechbare Garant für unsere erfolgreiche Arbeit in den Ligen. Und Janita Kennedy rundet das Bild unserer Geschäftsstellen-Crew perfekt ab. Eine solche Mannschaft aufgebaut zu haben, ist sicher eine der positivsten Entwicklungen für unseren Verband.

Neben den personellen Aspekten, welche inhaltlichen Aspekte würdest Du hervorheben wollen?

Ich denke, dass wir auch inhaltlich eine ordentliche Arbeit abgeliefert haben. Wir haben unser Leistungssportprogramm auf die Anforderungen der DOSB-Leistungssportreform ausgerichtet und haben damit die nachhaltigen Voraussetzungen geschaffen, um die Leistungssportförderungen beantragen zu können. Hier konnten wir mit Rekord-Fördermitteln des Bundesministeriums des Inneren für Spitzensport ein bisher ungeahntes Programm für unsere Nationalmannschaften auflegen. Wir konnten unseren Kaderathleten umfangreiche Unterstützungsleistung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe ermöglichen. Es ist uns gelungen, entgegen dem Trend, Bundesstützpunkte zu sichern und sogar zusätzliche Perspektiven zu schaffen. Mit der Ausrichtung der Baseball EM ist es uns gelungen, das Top-Event für 2019 nach Deutschland zu holen. Wir haben unser Engagement im Breitensport deutlich ausgebaut und auch hier neue Akzente gesetzt. Wir haben den Reformstau durchbrochen und die Ligareform umgesetzt, die zum Ziel hat, mehr und qualitativ hochwertige Spiele zu ermöglichen. Wir haben das Renommee unseres Verbands sowohl auf nationaler (DOSB) als auch auf internationaler Ebene (CEB, ESF, WBSC) wieder deutlich verbessert.

Mit der Weiterentwicklung des Baseball- und Softball Manager haben wir gemeinsam mit den Usern das Thema Digitalisierung weiterentwickelt. Im März werden wir den Landesverbänden die Ergebnisse der installierten Satzungskommission vorlegen und haben damit auch unser gesamtes formales Reglement modernisiert. Nicht zuletzt haben wir dem Verband mit dem neuen Logo auch ein neues und modernes Erscheinungsbild nach außen gegeben. Abschließend kann man auch festhalten, dass wir neue Wege der Kommunikation gegangen sind. Als Beispiele möchte ich da die Workshops mit den Vereinen aus der ersten Liga nennen und den zahlreichen offenen Sprechstunden, die wir der Baseball- und Softball-Gemeinde angeboten haben. Auch wenn ich wahrscheinlich noch einige Dinge vergessen habe, ist das eine ziemlich umfangreiche Leistungsbilanz, auf die wir gemeinsam stolz sein können.

Welche Dinge sind nicht so gut gelungen?

Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass es uns neben diversen kleineren Sponsoren auch gelungen wäre, einen großen Sponsor für unseren Verband zu gewinnen. Das hätte uns noch mehr Möglichkeiten gegeben, aktiv zu werden. Weiterhin wurmt es mich, dass es mir nicht immer gelungen ist, alle wichtigen Stakeholder für unseren gemeinsamen Weg zu gewinnen. Wir haben zu viel Energie und Zeit verloren in unnötigen und nicht zielführenden Diskussionen und Konflikten.

Was wünschst Du Dir für die den Verband für die Zukunft?

Wie bereits erwähnt, wünsche ich mir, dass die Landesverbände einen Präsidenten und ein Präsidiums-Team wählen, dass für Weiterentwicklung aber auch für Kontinuität und Nachhaltigkeit steht. Das gilt sowohl für die ehrenamtliche Präsidiumsarbeit als auch für die zu leistende Arbeit im Hauptamt. Hier haben wir in den vergangenen Jahren viel aufgebaut, was fortgeführt und weiterentwickelt werden muss. Meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin wünsche ich ein glückliches Händchen und die nötige Kraft, die unterschiedlichen Strömungen unserer Baseball- und Softball-Gemeinde auf einen gemeinsamen Weg einzuschwören. Den Stakeholdern wünsche ich die Weisheit, sich auf diesen gemeinsamen Weg einzulassen und die Grabenkämpfe endlich zu beenden.

Abschließend, mit welchen Gefühlen verlässt Du das Präsidentenamt?

Wer mich kennt, weiß, dass mir die Arbeit sehr am Herzen gelegen und die Ausübung der Funktion sehr viel Freude gemacht hat. Ich bin sehr dankbar für all die Menschen, die mich unterstützt, gefördert und gefordert haben. Ich habe so viele Menschen getroffen, die für unsere Sportart brennen. Spieler, Trainer, Umpire, Scorer, Fans, Eltern, Partner, Funktionäre, Präsidiumsmitglieder, Hauptamtliche und Ehrenamtliche. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich bin wehmütig, weil lieb gewonnenes loszulassen immer schwer fällt. Stolz und zuversichtlich bin ich, weil wir die Weichen für die Zukunft gut gestellt haben.

Abschließend möchte ich neben meinen Präsidiumskollegen und dem hauptamtlichen DBV-Team, vor allem auch meiner Familie danken. Dass sie mich bei all dem Trubel immer unterstützt und gepusht hat, ist nicht selbstverständlich.