In den letzten Tagen konnte man von vielen Seiten hören: „ So knapp war es noch nie, wie schade, dass es nicht geklappt hat“. Aber knapp vorbei ist eben auch daneben.

Denkbar knapp, nämlich mit einem zugelassenen Run zu viel haben sich die deutschen Juniorinnen mit dem fünften Platz zufrieden geben müssen. Auch der erste Sieg gegen ein russisches Nationalteam (4:1 nach Extrainning) konnte nicht darüber hinweg trösten ausgeschieden zu sein.

Der Eröffnungstag mit der Zeremonie und dem Spiel gegen die direkte Konkurrenz aus der Tschechischen Republik war etwas hektisch, so wie es Eröffnungstage immer sind. Im Spiel merkte man zwar die Anspannung, nicht aber übertriebene Nervosität und das obwohl die Fans auf den Tribünen ordentlich für Lärm sorgten. Leider hielt das Team dem Druck nicht bis zum ende stand und musste sich mit 0:6 geschlagen geben, ein zu hohes Ergebnis, das im Nachgang auch noch einmal schmerzhaft zurückkam.

Am zweiten Turniertag stand Nachbar Österreich auf dem Plan. In einem Spiel, in dem den Gegnern buchstäblich keine Chance gelassen wurde, demonstrierte Team Deutschland seine Entschlossenheit weiter anzugreifen. Pitcher Kim Meeder (Holm Westend 69ers) warf in dem 11:0 ein Perfect Game.

Der nächste Tag war für das deutsche Team eher ernüchternd, auf dem Plan stand Frankreich als direkter Konkurrent auf einen Playoff-Platz. Doch der Regen, der unaufhörlich hernieder ging machte einen Strich durch sämtliche Pläne und noch während des Warmups konnte die deutsche Mannschaft wieder einpacken und zurück ins Hotel gehen, das Spiel war auf den nächsten Morgen verschoben. Als es dann endlich soweit war gegen die Franzosen zu spielen, blieb die Partie eher glanzlos und ist unter dem Titel „Arbeitssieg“ zu verbuchen. Mit einem 4:0 blieb das deutsche Team weit unter den Möglichkeiten, trotzdem war mit diesem Sieg der Einzug in die Zwischenrunde der besten 6 gesichert.

Als letzter Vorrundengegner wartete jetzt nur noch Titelverteidiger Italien. Lange sah es in dem Spiel so aus, als könnte die deutsche Offensive nichts gegen das dominante Pitching von Michela Musitelli (später Best Pitcher des Turniers) ausrichten. Auch die Italienerinnen sorgten nicht für die große Führung und mussten sich bis ins 5. Inning mit einer 4: 0 Führung zufrieden geben. Dort schafften die Deutschen Juniorinnen noch das bis dahin perfekte Spiel zu verlängern. Am Ende stand weder ein Perfect Game, noch ein Shutout, noch ein No-Hitter für Italien zu Buche, sondern ein eher knapp gewonnenes 4:1 Spiel.

Das deutsche Team ging jetzt mit zwei Niederlagen belastet in die Zwischenrunde der besten 6. Am sehr frühen Morgen (Spielbeginn 8:00 Uhr) stand Spanien auf dem Plan. Unsere Spielerinnen kamen offensichtlich besser in die Gänge, denn am ende hieß es nach 4 gespielten Innings 16:1 aus Sicht der Deutschen. Kurz nach diesem Spiel stand fest, dass an diesem Tag zwei weitere Spiele auf dem Plan standen gegen die Niederlande und gegen Russland. Aufgrund der etwas verworrenen Situation in der Tabelle und weil man deutliche Chancen sah, entschieden sich die Coaches gegen die Niederländer voll auf Sieg zu gehen. Ein Plan der fast aufgegangen wäre. Nach einem 0:1 Rückstand, erkämpfte sich das Team durch einen Schlag von Julia de Jong über den holländischen Centerfielder 3 Runs zum Zwischenstand von 3:1. Doch die Oranje drehten das Spiel noch einmal nach einem Comebacker auf Janneke Oginks Kniescheibe und gewannen 4:3.

Jetzt musste ein Sieg gegen die Russen her und zwar mit 4 Punkten Vorsprung, wenn man auf Nummer sicher gehen wollte.

Jannekes Knie war auch dank Kinesio Tape fit genug um ein super Spiel gegen die aggressiven Russen zu pitchen. Nach dem 0:1 Rückstand schafften die Deutschen kurz vor Schluss der Spielzeit (es wurde wegen des Wetters auf 80 Min. zeit begrenzt) den Ausgleich. Im Extra Inning startete das deutsche Team durch und legte 3 Runs drauf, bevor der von Julia de Jong geschlagene Linedrive im Handschuh des russischen Shortstops landete. Die nächsten drei Aus waren nur noch Formsache. Großer Jubel unter den deutschen Spielerinnen, auch die Fans jubeln doch deutlich verhaltener, denn ihnen ist klar – ein Punkt hat gefehlt.

So ist die Enttäuschung bei den Spielerinnen und Coaches auch ziemlich groß, als klar ist mit Hilfe der Tschechen ist nicht mehr zu rechnen, das Schicksal ist besiegelt, Deutschland belegt Platz 5.

Am Finaltag, der wieder einmal durch Regenwetter geprägt war, ist der Arbeitseinsatz der deutschen Nationalmannschaft lobend zu erwähnen. Durch vereinte Kräfte mit den freiwilligen Helfern aus Deggendorf haben die Juniors wesentlich dazu beigetragen, dass auf den Feldern wieder schnell gespielt werden konnte.

Es bleibt am Ende eines sehr gut gespielten Turniers der bittere Beigeschmack, dass mehr drin gewesen wäre. Auch die zahlreichen Komplimente der Konkurrenz machen den Schmerz nicht wirklich erträglicher.

Die deutsche Nationalmannschaft dankt den Organisatoren der Deggendorf Dragons für tolle zwei Wochen und eine unvergleichbare Gastfreundschaft.

Uli Lauven