Im Schiedsrichter-Spotlight stellen wir Euch in lockerer Reihenfolge Personen vor, die im Schiedsrichter-Bereich des Deutschen Baseball und Softball Verbandes aktiv sind. Heute: Thomas Lohnert

Thomas Lohnert ist 42 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Thomas wohnt in Hamburg und arbeitet bei der Stadtreinigung als Business Intelligence Entwickler in der IT-Abteilung.

Thomas Lohnert – Game 69 of the XIX European Championships Softball Women: Netherlands vs. Czech Republic 5:4

Wie bist Du zum Umpiring gekommen und wie lange machst Du das schon?

Ich habe im Jahr 2000 angefangen, bei den FC St. Pauli Thunderbirds Baseball zu spielen. Der Verein hatte auch ein Damen-Softballteam. Damals waren hier in Norddeutschland noch die Heimteams dafür zuständig, Umpire für ihre Spiele zu beschaffen. Deshalb hat unser Damen-Team angefragt, ob denn nicht jemand aus der Herren-Mannschaft Softball-Schiedsrichter werden möchte. 2001 habe ich dann meinen ersten Umpire-Lehrgang besucht.

Weißt Du noch, wer Deine Ausbilder auf C-, B- und A-Level waren?

Selbstverständlich! C- und B-Liznez bei Ralf-Jürgen Rex, die A-Lizenz bei Ray Wendt und Raoul Machalet.

Wie wird man überhaupt ESF- und WBSC-Umpire?

Zunächst mal braucht man eine DBV A-Lizenz. Mit gewisser Erfahrung und Leistungen, die dem Schiedsrichterobmann des DBV positiv auffallen, wird man für den Lehrgang beim europäischen Verband empfohlen.

Wenn man diesen besteht und danach einige europäische Turniere wie EM oder Europacup geschiedst hat, kann man von der ESF für den WBSC Lehrgang vorgeschlagen werden.

Wenn man Glück hat, findet dann zeitnah mal wieder einer in Europa statt (meiner war 2010 in Haarlem, Niederlande), ansonsten muss man nach Übersee fliegen oder ein paar Jahre warten.

Kannst Du Deine Eindrücke der U18 WM in Neuseeland schildern? Wie war die Organisation vor Ort, wie gut war das Spielniveau?

Die Organisation war hervorragend. Das habe ich sowohl bei früheren Weltmeisterschaften als auch bei diversen europäischen Turnieren schon deutlich schlechter erlebt.

Es hat alles gut geklappt, von der Abholung am Flughafen über die zur Verfügung gestellten Umkleiden, die Verpflegung bis hin zum Hotel und dem Shuttle-Service zum Ballpark, es gab keinerlei Grund zur Beanstandung.

Generell habe ich den Eindruck, dass die WBSC in den letzten Jahren deutlich professioneller geworden ist, was man allein schon an der großen Anzahl an Personen festmachen kann, die solch ein Turnier heutzutage vor Ort betreuen.

Das Spielniveau sollen lieber andere beurteilen. Wer sich die Spiele anschauen will, die wurden all live gestreamt und sind jetzt bei YouTube verfügbar (Anm.: hier der Link zum Kanal der WBSC mit den Spielen der U18 WM Softball: https://www.youtube.com/playlist?list=PLNfAZNpzw3dZ3FrwVLCaUIvcETU1tCRRu).

Aus welchen Ländern kamen Deine Kollegen und Kolleginnen?

Nach ein paar Absagen waren wir am Ende sieben Schiedsrichterinnen und acht Schiedsrichter aus neun verschiedenen Ländern (Australien, Deutschland, Japan, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Puerto Rico, Taiwan, USA).

Wie würdest Du Deine Leistung im Vergleich zu den anderen Umpiren bei dem Turnier bewerten? Gibt es hier einen Leistungsunterschied?

Die WBSC setzt bei Nachwuchsturnieren normalerweise vorwiegend Schiedsrichter ein, die auf WM-Niveau bisher wenig oder noch keine Erfahrung sammeln konnten.

Im Olympia-Jahr 2020 war das anders. Zehn der 15 Schiedsrichter aus unserer WM-Crew werden bei den olympischen Spielen dabei sein. Unter den übrigen fünf waren nur zwei „Rookies“, beide aus Neuseeland. Da freut es mich natürlich umso mehr, dass ich einen der vier Spots im Finale bekommen habe.

Was war Dein persönliches Highlight bei dem Turnier?

Mein Plate Assignment am vorletzten Tag, Samstag Abend unter Flutlicht, bei der Partie zwischen dem Gastgeber Neuseeland und Australien.

Aus sportlicher Sicht war das Spiel eher unbedeutend, da bereits feststand, wer am nächsten Tag um Bronze und Gold spielen würde. Die langjährige Rivalität zwischen den beiden benachbarten Nationen, ein besonders energischer „Haka“ und das knappe Ergebnis von 2-0 sorgten aber dafür, dass es ein recht intensives Erlebnis war.

Wer trägt die Kosten für diese Reise? Was musstest Du bezahlen?

Bisher mussten wir für die Anreise bei Weltmeisterschaften immer selbst aufkommen, seit diesem Jahr übernimmt aber die WBSC die Reisekosten.

Man wird vorab kontaktiert, bekommt ein paar verschiedene Flüge angeboten und kriegt dann das Ticket zugeschickt. Genau wie bisher ist vor Ort dann der Ausrichter für Unterkunft, Verpflegung und Transport zwischen Hotel und Ballpark zuständig. Außerdem bekommt man vom Weltverband ein Handgeld von 50,- USD pro Tag.

Hast Du auch ein bisschen was vom Land sehen können?

Leider überhaupt nicht. Ich habe auch so schon zehn meiner Urlaubstage verbraucht, um an dem Turnier teilnehmen zu können.

Im Sommer stehen noch zwei jeweils einwöchige Turniere für den europäischen Verband an und der spärliche Rest muss für die Familie übrig bleiben.

Wir hatten überlegt, das Turnier mit einem Familienurlaub zu verbinden, aber das hat mit den Schulferien nicht so richtig gepasst und wäre auch ganz schön teuer geworden. So habe ich auf dem Inlandsflug nach Palmerston North zwar einen Vulkan gesehen, der in den „Herr der Ringe“ Filmen eine gewisse Rolle gespielt hat, aber das wars dann auch schon.

Was kannst Du anderen Umpiren raten, damit sie auch irgendwann mal einen internationale Einsätze bekommen können? 

Ich bin jetzt schon seit Tagen am Grübeln, wie ich diese Frage beantworte, ohne dass mein Text am Ende ausufert. Ich versuche, mich einigermaßen kurz zu fassen…

Man braucht sicherlich ein gewisses Talent, aber hauptsächlich ist es harte Arbeit. Man muss immer wieder Regelwerk, Case Book, Mechanics, Umpire Manual studieren, um auf jeden Fall schon mal mit seinem Wissen voll auf der Höhe zu sein. Ein Grundmaß an Fitness sollte man natürlich auch mitbringen, erst Recht für längere Turniere, bei denen man für eine Woche oder länger zwei bis drei Einsätze pro Tag absolviert.

Ansonsten lernt man am meisten, indem man möglichst viele Spiele absolviert. Egal auf welchem Level ein Spiel stattfindet, man kann immer an seiner Schiedsrichterleistung arbeiten. Timing und Laufwege/Positioning beispielsweise sind in der Bezirksliga genauso ausschlaggebend, um bei den Calls richtig zu liegen, wie bei einer Weltmeisterschaft.

Feedback von erfahrenen Schiedsrichtern und Ausbildern ist natürlich auch immer wichtig. Wenn man sich dann angemessene Ziele setzt und genügend Ausdauer beweist, um sich kontinuierlich zu verbessern und an vielen, vielen Kleinigkeiten arbeitet, hat man ziemlich gute Chancen, auch international erfolgreich zu sein.

 

  • Das Interview führte Tim Meyer (Schiedsrichter-Vertreter im Ausschus für Bildung im DBV)