Nach dem Finale der Bundesliga-Saison steht ein weiterer Höhepunkt im Baseball an, die Weltmeisterschaft in Taiwan. Bevor die deutsche Delegation hierzu aufbricht stellte sich der für Leistungssport zuständige DBV-Vizepräsident Jürgen Elsishans, einem Interview und beantwortete die wichtigsten Fragen zu aktuellen Baseball-Saison, der anstehenden Weltmeisterschaft und dem wichtigen Standbein Softball in Deutschland.

Frage: Am Donnerstag ging eine spannende Baseball Bundesliga-Saison zu Ende. Mit Mainz gewann nach 1997 wieder ein Team aus der Süd-Liga die Meisterschaft. War dies eine Ablösung in der Dominanz der Nord-Liga?

Jürgen Elsishans: Da würde ich so pauschal nicht sagen. Sowohl im Norden, als auch im Süden leisten die Teams hervorragende Arbeit. Meiner Meinung nach ist die Spitze einfach breiter geworden, es gibt mehr Spieler, die oben mitspielen können als noch vor ein paar Jahren. Nicht vergessen darf man auch, dass sich durch Spielerwechsel die Spielstärke der Teams verschieben kann.

Frage: Mit der Herren-Nationalmannschaft wurde in diesem Jahr erneut nach 2005 der vierte Platz bei einer Europameisterschaft erreicht. Wo sehen Sie die Gründe für diesen erneuten Erfolg?

Jürgen Elsishans: Ein Erfolgsgarant ist natürlich unser Bundestrainer Greg Frady, der erneut bewiesen hat, dass er die Mannschaft zu Höchstleistungen führen kann. Die Art und Weise wie er es schafft die Spieler zu motivieren und Leistungen abzurufen ist schon beeindruckend. Wir haben da einfach den richtigen Mann an der richtigen Stelle.
Der zweite Grund ist das Team an sich. Wir haben da im Moment eine sehr gute Truppe zusammen, in der es einfach passt. Sowohl die Spieler, die 100% Einsatz bringen, als auch die gesamte Umfeldorganisation, incl. aller Coaches und des medizinischen Personal haben ihren Anteil an diesem Erfolg.
Als dritten Punkt möchte ich die Arbeit in den Bundesligavereinen nennen. Es ist gar nicht hoch genug zu bewerten was dort das ganze Jahr über von den Vereinen und den Trainer geleistet wird. Ohne die Arbeit der Vereine wäre Leistungssport auf diesem Niveau nicht möglich. Deswegen gilt mein Dank an dieser Stelle ganz besonders unseren Bundesligavereinen.
Das gleiche gilt im Übrigen für unsere Stützpunkte, die ein wichtiger Bestandteil unseres Leistungssportsystems sind.

Bedanken möchte ich auch beim DOSB und beim BMI für die hervorragende Zusammenarbeit in den letzten Jahren und vor allem natürlich für die finanzielle Unterstützung. Nicht zu vergessen sind auch die Bundeswehr und die Stiftung Deutsche Sporthilfe, die unsere Athleten sehr gut unterstützen und so zum Gesamterfolg beitragen.

Frage: In diesem Jahr startet die Nationalmannschaft das erste Mal seit 30 Jahren in einer Weltmeisterschaft. Wie sehen Sie die Chancen und welche Zielsetzung wurde sich bei diesem Ereignis gesteckt?

Jürgen Elsishans: Für uns ist am Wichtigsten dass wir überhaupt dabei sind und die Möglichkeit haben gegen die besten Teams der Welt zu spielen. Nach so langer Zeit wieder bei einer WM dabei zu sein ist schon ein Erfolg. Ziel ist es auf jeden Fall, dass wir uns gut verkaufen und dem einen oder anderen Topteam das Leben schwer machen. Wenn dann noch ein oder zwei Siege herausspringen können wir meiner Meinung nach zufrieden sein.

Frage: Ebenfalls in diesem Jahr spielte die Juniorinnen-Softballnationalmannschaft bei einer WM mit und erreichte einen akzeptablen siebten Platz in ihrer Gruppe (gesamt: Platz 14 von 16). Wie denken Sie wird sich der Softball in Deutschland weiterentwickeln?

Jürgen Elsishans: Wenn man die Zahlen in Relation setzt und sich anschaut wie viele aktive Softballerinnen wir haben und wie viel Geld wir in diesem Bereich einsetzen, dann sind die Ergebnisse wirklich hervorragend.
Der Weg weiter nach oben führt meiner Meinung nach nur über eine breitere Basis. Hier sind die Vereine und Landesverbände gefordert und auch im Bereich der Schulprogramme muß diesbezüglich mehr getan werden. Nur über mehr Spielerinnen werden wir das Niveau steigern können.

Frage: Softball nimmt neben dem Baseballsport weiterhin eine untergeordnete Rolle ein. Glauben Sie, dass es möglich sein kann, in absehbarer Zeit, sich aus dem Baseballschatten zu lösen und falls ja wie?

Jürgen Elsishans: Wie schon gesagt, brauchen wir im Softballbereich mehr Mitglieder, das ist die Möglichkeit, die ich sehe. Es helfen natürlich auch Mitglieder im Bereich Freizeit-Softball, auch dadurch würde eine größere Verbreitung der Sportart erreicht werden.

Frage: Die Baseball-Junioren-Nationalmannschaft belegte in diesem Jahr den sechsten Platz, nachdem sie vor zwei Jahren den siebten erreicht hatten. Wie sehen Sie die Möglichkeiten vielleicht in zwei Jahren wieder in das Halbfinale einzuziehen?

Jürgen Elsishans: Ich denke das ist durchaus möglich. Gerade im Nachwuchsbereich kann man aber nie so genaue Vorhersagen machen, da man ja nur bestimmte Jahrgänge zur Verfügung hat. Und da gibt es eben in einem Jahrgang mal viele gute Spieler und im nächsten eben weniger, das auch international bei anderen Nationen zu beobachten.

Frage: Wie sind für Sie die Aussichten innerhalb der nächsten Jahre sich in Europa dauerhaft als eine der Top Mannschaften, sowohl im Herren und Damen, sowie im Nachwuchsbereich, zu etablieren?

Jürgen Elsishans: Die Chancen sind sehr gut. Im Herrenbereich sind wir da schon angekommen, bei den Damen sind wir auf dem richtigen Weg.
Im Nachwuchsbereich hat sich die Zusammenarbeit mit der DBA ebenfalls sehr positiv bemerkbar gemacht.
Ich denke wir sollten den eingeschlagenen Weg der letzten Jahre weitergehen, es ist meiner Meinung nach der richtige.

Frage: Welche Konzepte möchten Sie als Vize-Präsident des deutschen Baseball und Softball Verbandes noch gerne verwirklichen?

Jürgen Elsishans: Im Leistungssport sind wir auf einem guten Weg. Im Wettkampfsport, für den ich ebenfalls verantwortlich bin, müssen wir das Ligensystem der DBV-Ligen (Baseball und Softball) analysieren und überdenken. Da können wir sicher noch einiges verbessern.
Im Gesamtverband müssen wir uns mit den Themen Mitgliederwachstum und Öffentlichkeitsarbeit auseinandersetzen. Nur über mehr Mitglieder und über Medienpräsenz können wir das öffentliche Interesse erhöhen und mehr Anerkennung für unseren Sport erreichen.
Im Bereich Mitgliederwachstum müssen wir insbesondere im Osten und Norden unseres Landes die Landesverbände und Vereine unterstützen. Ich denke da gibt es noch jede Menge Potential.

Frage: Abschließend die Frage was sind Ihre persönlichen Wünsche für die Zukunft des Baseballsports in Deutschland?

Jürgen Elsishans: Ich hoffe sehr, dass unsere Sportarten wieder in das Programm der olympischen Spiele 2016 aufgenommen werden, das wäre ein ganz wichtiger Schritt um insbesondere im Leistungssport das bisher Erreichte erfolgreich fortzusetzen.

Persönliche würde ich mich freuen, wenn ich noch lange zu einer erfolgreichen Entwicklung von Baseball und Softball beitragen kann. Und vielleicht erlebe ich es, dass ich mir mit 10.000 anderen Zuschauern ein Flutlichtspiel einer deutschen Profiliga anschauen kann.

Das Interview führte unser DBV-Online-Redaktionsmitglied Tobias Renner