Zwei Wochen mit viel Regen, viel Erfahrungen und durchwachsenen Leistungen

Die erste Weltmeisterschaft im Softball mit deutscher Beteiligung ist zu Ende und es wird Zeit Resume zu ziehen.
Doch bevor ich mich in Details verliere vorab ein Dank an die großartige Unterstützung durch die deutsche Fangemeinde, die auch noch bei hoch verlorenen Spielen ihr Team gefeiert haben, als wären sie Sieger. Es war toll immer wieder in lächelnde bekannte Gesichter zu sehen.
Mein zweiter Dank gilt der Firma denkwerk, ohne deren finanzielle Unterstützung die Teilnahme nur sehr schwer möglich gewesen wäre.
Ein Dank geht auch an den außergewöhnlich großen Coaching-Staff, der seinen Teil zu diesem Turnier beigetragen hat.

Anders als die meisten anderen Teams hatte das deutsche Nationalteam nicht mehrere Wochen Zeit sich auf die WM in Enschede gemeinsam vorzubereiten. Die Trainingsmaßnahme zu Pfingsten fiel größtenteils dem Regen zum Opfer und damit buchstäblich ins Wasser. Es war also nur gerechtfertigt, dass man mit sehr geringen Ansprüchen und nicht allzu hohen Erwartungen in dieses Turnier startete. Gegen den Gastgeber aus den Niederlanden hatte man in den letzten Vorbereitungsspielen nicht einen einzigen Punkt erzielen können, dafür aber etliche zugelassen und die Niederlande zählen nicht einmal zu den Favoriten der WM.

Dem deutschen Team wurde die Ehre zuteil, das Eröffnungsspiel der 8. Weltmeisterschaft der Juniorinnen gegen die Niederlande zu bestreiten. Eine Ehre, die zugleich aber auch ein hohes Maß an Nervosität mit sich bringt. Das Warm-up wird durch eine Eröffnungsfeier unterbrochen, die das Team früher verlassen musste, um sich noch angemessen auf das Spiel vorzubereiten, und dann die ganzen Fans – die Tribüne war voll.

Der Start in die WM war dann aus deutscher Sicht auch etwas nervös, doch nur kurz, denn im Laufe des ersten Spiels entwickelte sich schon eine wirklich ansehnliche Leistung. Zwar brach das Team im letzten Inning ein, aber man hatte sich nicht völlig abschlachten lassen und dem Publikum bis zum letzten Inning ein wirklich interessantes Softballspiel geliefert.

Auch im nächsten Spiel gegen Chinese Taipeh wurden wir nicht vorgeführt. Das Spiel endete zwar vorzeitig, es war aber nicht geprägt durch zahllose Fehler oder unglaublich viele harte Hits der Gegner. Man musste feststellen, dass Taiwan einfach in vielen Bereichen überlegen ist und deswegen auch verdient gewonnen hat. Hoffnungen für die Zukunft kann man aus diesem Spiel aber trotz der Niederlage schöpfen, denn in diesem Match kamen viele junge Nachwuchs-Athletinnen zum Einsatz, die ihre Sache für ein erstes internationales Auftreten wirklich gut gemacht haben.

Ein Ruhetag folgte, der zur Regeneration genutzt wurde. Kräftesammeln für den Rest des Turniers stand auf dem Tagesplan. Das Wetter lud nicht gerade zu einem Ausflug zum nahe gelegenen See ein, aber das Schwimmbad in der Unterkunft tat auch seinen Dienst.

Am Samstag, den 23. Juni folgte das historische Ereignis. Ein deutsches Softballteam feierte seinen ersten Sieg auf einer Weltmeisterschaft. Mit einem 8:6 über Südafrika schrieb das Team deutsche Softball-Geschichte. Auch dieses Spiel hatte seine Höhen und Tiefen. Doch am Ende fragte niemand mehr nach dem verkorksten Start mit einem 0:3 Rückstand nach dem ersten Halbinning, denn Jubelschreie und Freudentränen überlagerten alles andere. Was folgte gehört wohl auch zu einer Weltmeisterschaft mit ihren bunten Farben und den Teams aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt. Zuerst wurde auf der gemeinsamen Rückfahrt mit Südafrika im Bus gesungen was das Zeug hielt, um dann vor der Tür des Hotels noch einen gemeinsamen Tanz aufzuführen – WM-Feeling pur.

Leider flachte die Leistung des Teams nach diesem Sieg insgesamt etwas ab, so dass man an die positiven Eindrücke der ersten Tage nicht wieder voll anknüpfen konnte. Doch auch in den folgenden Spielen gab es immer wieder mal schöne Situationen, die für die Zukunft des deutschen Softballs hoffen lassen.

Schielt man mal auf die anderen Teams und ihr Abschneiden, dann wird eines klar: Wir brauchen mehr Training!

Im Bezug auf die Nationalmannschaften heißt das auch mehr gemeinsames Training und Spiele. Wir brauchen aber vor allem eine hohe Einsatzbereitschaft der Athletinnen, die auch zu Hause noch disziplinierter trainieren müssen, damit wir unser Abschneiden im internationalen Vergleich dauerhaft verbessern.

Uli Lauven