Henkenjohann kam zu seinem zweiten Einsatz nach zwei Tagen Pause. Im dritten Inning war sein Tag beendet (Foto: Eisenhuth)

Stuttgart (tkd). Nach dem letzten Pitch von Martin Dewald ging Bundestrainer Greg Frady geradewegs zu seinem Assistenten Troy Williams und feierte zusammen mit dem Pitching Coach der Nationalmannschaft den historischen Sieg. Zusammen mit Williams hat der Trainer seit sieben Jahren auf dieses Ziel hingearbeitet. “Nur Troy weiß wie viel Arbeit in den letzten Jahren in diesen Erfolg geflossen ist,” gab ein glücklicher Bundestrainer zu Protokoll. Die deutsche Nationalmannschaft hatte durch ein 8:0 gegen Schweden vor 2.230 Zuschauern am Stuttgarter Schnarrenberg die erste Medaille bei einer Europameisterschaft seit 1975 geholt. Lange Zeit musste die deutsche Mannschaft eine knappe 2:0-Führung verteidigen, doch vier Punkte im sechsten Inning sorgten für die Entscheidung. Knackpunkt der Partie war ein Spielzug, der doch sehr an das gestrigen Spiel gegen die Italiener erinnerte. Diesmal waren die Deutschen aber der Nutznießer einer missglückten Aktion der Schweden auf einen Bunt von Robert Gruber. Das deutsche Team hat es nun geschafft bei den letzten drei Europameisterschaften unter Fradys Leitung immer unter die ersten Vier zu kommen. „Die Bronzemedaille bedeutet für uns so viel wie die Goldmedaille. Ich glaube, dass wir uns mehr freuen werden, als der morgige Sieger des Endspiels. Es ist ein großer Tag für den deutschen Baseball,” so fasste Frady die Bedeutung des Sieges zusammen.

Der Bundestrainer gab Tim Henkenjohann den zweiten Start des Turniers. Da die Squadra Azzurra die Niederlande überraschend deutlich abfertigte, gab es ein richtiges Spiel um Platz drei, auch wenn es sich eigentlich nur um das letzte Finalrundenspiel handelte.

Bis zum zweiten Inning stand es noch 0:0. Henkenjohann hatte die Schweden gut im Griff und die Offensive konnte zwar zwei Hits produzieren, aber noch nicht in Punkte verwandeln. Edward Martinez bereitete dann den ersten deutschen Punkt vor. Durch einen Fehler der Schweden war der deutsche Shortstop auf Base gekommen und Cedric Bassels Schlag ins Centerfield brachte Martinez über die Platte. Ein Inning später ermöglichte Simon Gührings Schlag ins Outfield das 2:0 durch Jendrick Speer.

Einen frühen Pitcherwechsel ordnete Frady im vierten Inning an. Bis dahin hatte Henkenjohann eine gute Leistung geboten. Er warf vier Strikeouts und gab drei Hits. Insgesamt merkte man dem Pitcher der Deutschen seine kurze Pause an. Nach nur zwei Tagen Ruhe ging Henkenjohann die Kraft aus und Martin Dewald kam auf den Hügel. Der Heidenheimer beendete das Inning trotz zweier Läufer ohne einen Run abzugeben.

Riesenjubel bei der deutschen Mannschaft über den dritten Platz (Foto: Eisenhuth)

Der deutschen Offensive gelang aber ebenfalls einige Zeit nur wenig. Erst im sechsten Inning erhöhten die deutschen auf 3:0 durch einen missglückten Spielzug der Schweden auf den Bunt von Robert Gruber. Damit war für Leander der Tag beendet und Dennis Cook schickte Joakim Claesson bei keinem Aus auf den Mound. Claesson hatte die Schweden gegen Italien zum Sieg geführt, aber gegen Deutschland merkte man ihm die mangelnde Erholung an. Hits von Bassel und Speer erhöhten den Spielstand auf 5:0 für den Gastgeber. Claesson verlor seinen Rhythmus völlig. Nach einem weiteren Schlag von Wulf, sorgte eine falsche Bewegung, ein sogenannter Balk, zum 6:0 durch Speer. Schwedens Trainer Cook war mit der Entscheidung mehr als unzufrieden. Nach heftigen Diskussionen wurde er von den Schiedsrichtern des Feldes verwiesen.

Damit war der Widerstand der Schweden endgültig gebrochen und die Gastgeber brachten die verbliebenen Innings souverän über die Bühne. Speer krönte seine tolle Leistung mit seinem zweiten Hit gegen den neuen schwedischen Pitcher, Nicolas Soubiea, auf den Bassel und Gruber punkten konnten. auf den Bassel und Gruber punkten konnten. Unnötigerweise nahm die Härte in der Partie trotz des deutlichen Vorsprungs zu. Schwedens Anthony Dermendziev ging Glaser am ersten Base unnötig hart an und der folgende Wortwechsel mit Dewald sorgte dafür, dass sich die Bänke leerten. Die Schiedsrichter hatten das Geschehen schnell unter Kontrolle, doch in den Aktionen beider Teams waren die Nachwirkungen des Disputs weiter zu spüren. Dewald beendete das Spiel mit einem Strikeout, ausgerechnet gegen Dermendziev und gab so den Startschuss für den Jubel über den größten Erfolg im deutschen Baseball seit 35 Jahren.

Eine schlechte Nachricht erreichte Frady zum Abschluss des Turniers doch noch. Der eingewechselte Philipp Howard hatte sich bei einem Stolen Base im sechsten Inning einen Finger der rechten Hand gebrochen.

Stimmen zum Spiel (Trainer):

Das Team, das den historischen Triumph perfekt machte (Foto: Drobny)

Dennis Cook (Schweden): „Das deutsche Team spielte sehr gut. Sie pitchten sehr gut und hatten bei zwei Outs wichtige Hits. Sie haben den Sieg und die Bronzemedaille verdient.“

„Bei der Baseball-EM wurde sehr guter Baseball gespielt. Die Spieler sind sehr gut. Ich war beeindruckt. Es war ein gutes Turnier.“

„Je mehr Spieler hier anfangen mit Baseball, desto besser wird der Sport hier. Vor allem für unseren Verband ist es eine schwere Aufgabe, die Spieler besser zu machen. Das Talent ist da und nun müssen wir nur die Früchte ernten. Aber schon in einem Atemzug mit Italien und den Niederlanden genannt zu werden, ist eine Riesensache für uns.“

Greg Frady (Deutschland): „Ich möchte dem schwedischen Team und dem schwedischen Verband zu einer starken Turnierleistung gratulieren. Es war die beste schwedische Mannschaft gegen die wir in den letzten Jahren gespielt haben.“

„Beide Teams waren erschöpft und es gab deswegen viele kleine Fehler. Beide Teams zeigten viel Herz und der Erfolg bedeutet alles für uns. Nach sieben Jahren [meiner Amtszeit] haben wir endlich das Ziel erreicht.“

„Ein großer Erfolg des deutschen Baseball war es auch, dass wir es gelernt haben, jeden Tag einzeln anzusehen. Wir waren zwar nach der Italien-Niederlage enttäuscht. Aber die Sonne kam heraus und wir haben den Siegeswillen zu zeigen, der am Ende eines Turniers notwendig ist.“

„Troy Williams ist der einzige, der in den sieben Jahren als Bundestrainer mit dabei ist und daher auch weiß, wie viel Arbeit da drin steckt.“

„Wir möchten der Organisation für die gute Arbeit gratulieren, die in den letzten Tagen einen großartigen Job gemacht hat. Vor allem die Groundcrew hat Unglaubliches leisten müssen.“

Stimmen zum Spiel (Spieler):

Kaum zu glauben, aber zwischen diesen beiden Fotos liegen weniger als 24 Stunden (Foto: Eisenhuth)

Dominik Wulf (Third Base, Deutschland): „Ich weiß noch nicht, wie es weiter geht. Ab November fange ich an zu arbeiten. Ich habe die EM so gespielt, als wäre es meine letzte. Aber ich möchte noch nicht aufhören. Die Arbeit steht jetzt dann ganz vorn, die Prioritäten ändern sich. Sollte ich aufhören, werde ich auf jeden Fall als Zuschauer dabei sein.“

Jendrick Speer (Second Base, Deutschland): „Müde bin ich noch nicht. Es hat soviel Spaß gemacht, ich will gar nicht aufhören. Die Familie klopft zwar an. Aber mit dieser Mannschaft und diesem Trainerstab hat es einfach Spaß gemacht. Das ist langsam der Lohn für die Arbeit, die wir in den letzten Jahren gemacht haben. Es war jetzt einfach an der Zeit.“

Ludwig Glaser (First Base, Deutschland): „Der hat so einen Hockeycheck gemacht. Na ja, und dann hab’ ich halt zu ihm was gesagt, dann kam der Dewald und hat auch was gesagt – und dann kamen alle angerannt.“

Klaus Hopfensperger (Designated Hitter, Deutschland): „Das war die beste Mannschaft mit der ich bei den fünf Ems zusammengespielt habe.“

„Ich habe zehn Jahre auf diesen Moment gewartet.“