von Matthias Ondracek
Die World Baseball Classic hat volle Fahrt aufgenommen. Es ist noch nicht lange her, da war es unvorstellbar, dass sich die hoch bezahlten Major-League-Profis mit ihren Nationalteams rein aus Prestige-Gründen miteinander messen. Eine Weltmeisterschaft hatte keine Bedeutung für die Superstars des Sports.
Vor sieben Jahren fasste die MLB dann den Entschluss, den amerikanischen Nationalsport globaler zu vermarkten. Die US-Profiliga rief die World Baseball Classic ins Leben. Um die Teilnahme der Topstars zu ermöglichen, wurde das Turnier für März terminiert. Dann startet in den USA die Vorbereitung auf die neue Saison.
Bei seiner dritten Auflage gilt die WBC nun erstmals als offizielle Weltmeisterschaft. Der internationale Baseball-Verband (IBAF) und die MLB schlossen sich zusammen. Die bisherige WM der IBAF wurde abgeschafft und die WBC ausgedehnt. 28 statt bis dato 16 Nationen nehmen teil. Vier Qualifikationsturniere fanden im September und Oktober letzten Jahres weltweit statt.
Einen Eindruck, welche Bedeutung die Weltmeisterschaft inzwischen bei den Stars hat, vermittelte die Vorrunden-Partie der Baseball-Größen Kanada und Mexiko – jene Kanadier, die sich erst durch einen 11:1-Finalsieg gegen Deutschland beim Turnier in Regensburg qualifiziert hatten.
Schon während der Begegnung gingen die Kontrahenten ans Limit. Die teilweise raue Gangart der beiden Teams sorgte für eine hitzige Atmosphäre. Kurz vor dem Ende eskalierte das Duell. Mexikos Pitcher Arnold Leon warf dem kanadischen Schlagmann Rene Tosoni absichtlich in die Rippen. Die Folge: beide Mannschaften gingen aufeinander los und prügelten aufeinander ein. Die Massenschlägerei dauerte einige Minuten.
„Wer auch immer sagt, dass wir nur für ein Extra-Spring-Training hier sind oder nur, um sagen zu können, dass wir unser Land repräsentiert haben und dann nach Hause gehen, der hat offensichtlich nicht gesehen, wie intensiv dieses Spiel war und was es für jeden Einzelnen, der dabei war, bedeutet“, sagte der frühere MVP und vierfache Allstar der Minnesota Twins, Justin Morneau, im Anschluss zu „ESPN“.
Am Ende gewannen die „Ahornblätter“ die Partie mit 10:3. Der Sieg war allerdings vergebens, denn das Team von Manager Ernie Whitt schied genauso wie Mexiko nach der Vorrunde aus. Dafür spielten sich andere Nationen in den Vordergrund. Weltmeister Niederlande sorgte wie zuletzt bei der IBAF-WM 2011 für eine faustdicke Überraschung.
Oranje schlug Großmacht Kuba wie schon im WM-Endspiel in Panama in einem hochklassigen Baseball-Krimi im letzten Inning mit 7:6. Die Europäer zogen dadurch zum ersten Mal ins Halbfinale des WBC ein. Dort steht erneut auch Vorrunden-Ausrichter Japan. Damit könnte es im Finale zum Duell des amtierenden Weltmeisters gegen den amtierenden WBC-Gewinner kommen.
Im Land des zweifachen Titelträgers sprengt die Euphorie indes alle Grenzen. Die Gruppenspiele der Japaner erreichten im nationalen TV eine Einschaltquote von bis zu 35 Prozent. Das übertraf sogar die Übertragungen der Olympischen Spiele in London.
Mit Italien schaffte es zum ersten Mal auch ein weiteres europäisches Team in die Zwischenrunde. Der Europameister setzte sich in seiner Vorrundengruppe überraschend hinter den USA als Zweiter durch. Auch der dritte Teilnehmer vom „alten Kontinent“ gab eine gute Visitenkarte ab. Debütant Spanien gewann zwar keine Partie, musste sich in den Duellen mit den Großmächten Puerto Rico, der Dominikanischen Republik und Venezuela aber keineswegs verstecken.
Europa ist im Kommen und auch die World Baseball Classic zieht als offizielle WM immer mehr Nationen in seinen Bann. Der Plan der Major League Baseball scheint langsam aber sicher zu fruchten. Das Turnier läuft noch knapp eine Woche und endet mit dem Finale am 19. März in San Francisco.