von Matthias Ondracek

Donald Lutz hat seine Karriere beendet. Der deutsche Baseball-Pionier wurde diese Woche von den Brisbane Bandits in Australien verabschiedet. Dort war der Hesse seit dem Ende seiner MLB-Laufbahn im Jahr 2014 aktiv. Lutz wurde 2013 zum ersten Deutschen in der Geschichte der Major League. Am 29. April gab der ehemalige Nationalspieler sein Debüt für die Cincinnati Reds in der Partie bei den St. Louis Cardinals. Insgesamt absolvierte der 34-Jährige 62 Spiele in der besten Baseball-Liga der Welt. Sein größter Meilenstein war der erste MLB-Homerun eines Deutschen am 12. Mai 2013 gegen die Milwaukee Brewers, dem amerikanischen Muttertag.

Lutz begann seine Karriere erst als 14-Jähriger bei den Friedberg Braves. 2005 lief der linkshändige Power Hitter erstmals für die Bad Homburg Hornets in der 2. Bundesliga auf. Nach der Saison 2006 führte ihn sein Weg ins Sportinternat der Regensburg Legionäre. „Ohne das Regensburger Internat wäre das alles nicht möglich gewesen. Dafür bin ich ewig dankbar. Genauso wie den Friedberg Braves und den Bad Homburg Hornets, die mich auf den Weg gebracht haben“, sagt Lutz. Mit den Oberpfälzern feierte der Outfielder und First Baseman im Jahr 2008 den Gewinn der deutschen Meisterschaft. Im selben Jahr begann auch die Profi-Karriere von Lutz. Gleich in seinem ersten Spring Training ließ der Hesse mit einem Cycle aufhorchen. Von da an ging es für den deutschen Baseball-Exoten im Mutterland des Sports steil bergauf. Bei den Dayton Dragons (A) und den Pensacola Blue Wahoos (AA) brach Lutz in sechs Jahren in den Minor Leagues sämtliche Rekorde. Unter anderem gelangen ihm zwei weitere Cycles.

Während der Saison 2013 wurde Lutz schließlich ins MLB-Team der Cincinnati Reds berufen. Unter Trainer-Ikone Dusty Baker sammelte „Big Lutz“, wie ihn der aktuelle Meistertrainer der Houston Astros taufte, als erster Deutscher in der knapp 150-jährigen Geschichte Erfahrungen in der US-amerikanischen Profiliga. Ein Jahr später beendete eine schwere Ellbogenverletzung die MLB-Laufbahn des Baseball-Pioniers jäh. Nach einem kurzen Abstecher zu den Bravos de León nach Mexiko fand Lutz in Australien eine neue Heimat. Mit den Brisbane Bandits gewann Lutz viermal die Meisterschaft in der Profiliga ABL. Beim ersten Titelgewinn 2016 wurde der Deutsche zum MVP der Finalserie gekürt. In der Saison 2017/18 stellte der Slugger den Saisonrekord für Homeruns in der Liga ein (16). Nach dem Halbfinal-Aus der Bandits gegen Perth Heat verkündete Lutz seinen Abschied von aktiven Baseball. Insgesamt absolvierte Lutz in seiner Karriere 962 Spiele. Dabei gelangen dem Weltenbummler Homeruns auf fünf Kontinenten.

Für die deutsche Nationalmannschaft lief der Friedberger von 2007 bis 2019 auf. Knapp 40 Mal stand der Offensivspezialist bei den Junioren und den Herren für Deutschland auf dem Feld. „In den Auftritten mit der Nationalmannschaft habe ich viel über Ehre und Stolz gelernt. Die Ehre sein Land zu vertreten war für mich immer etwas ganz Spezielles“, erklärt Lutz. „Für mich bedeuteten die Auftritte mit Deutschland außerdem immer viele gute Freunde zu treffen. Und zusammen mit meinem Bruder Sascha auf dem Feld zu stehen, machte es noch tausend Mal cooler. Es waren ja über viele Jahre die einzigen Male, dass wir uns sehen konnten“, fährt Lutz fort. Unter anderem nahm der Wahl-Australier an der Herren-Weltmeisterschaft 2011 in Panama sowie an den World Baseball Classic Qualifiers in Regensburg (2012) und Mexicali (2016) teil. Seinen letzten Auftritt in „Schwarz-Rot-Gold“ hatte der frühere Bundesliga-Spieler bei der Europameisterschaft 2019 in Bonn. Drei Jahre später hängt Lutz nun seinen Handschuh endgültig an den Nagel.

Foto: Thomas Schönenborn